Bunt ist meine Lieblingsfarbe – Entspannt und effektiv von anderen Kulturen lernen

Die Welt um uns herum ist so spannend bunt.

Gerade die Vielfalt der Kulturen in unserer Gesellschaft gibt uns einen unschätzbaren Wert, den Du entweder anzapfen, übersehen oder Dich sogar über ihn ärgern kannst.

Hallo, ich bin Johannes und habe mehrere Jahre in internationalen Teams in England und im Libanon gearbeitet. In Deutschland habe ich eine Organisation gegründet und mit vielen Menschen anderer Kulturen zu tun gehabt. Seit über 12 Jahren bin ich mit meiner lieben Frau aus Singapur verheiratet und wir sprechen drei Sprachen zu Hause.

All das hat mein Leben sehr bunt gemacht. Denn aus allen Erfahrungen, Begegnungen und natürlich auch aus meiner Ehe kann ich so viel lernen.

Wenn ich denn will!

Dabei muss ich an Vera Birkenbiehl denken, die ein hervorragende Trainerin in Sachen gehirngerechtes Lernen war. Lernen erklärte sie häufig mit dem Begriff SPIEL. Von hinten nach vorne steht das Wort für Lernen Ereignet sich Immer dann, wenn etwas Passiert, das Spannend ist oder Spaß macht.

Und jetzt kommt das Spannende, der Spaß, das Spiel.

Wir alle haben Kontakte zu Menschen anderer Kulturen. Du arbeitest mit ihnen zusammen, gehst in dieselbe Uni, triffst sie beim Einkaufen. Vielleicht bringt sogar Dein Partner eine andere Kultur mit in Eure Beziehung. Die Gelegenheiten sind grenzenlos.

Und jedes Ereignis ist eine Gelegenheit, dass Du etwas lernst und dies für Dich nutzt – ganz nach dem Motto „be your best“!

Deshalb will ich Dir hier zwei Tipps weitergeben, wie Du Dir ein SPIEL daraus machst und dafür sorgst, dass bei einem Ereignis mit Menschen anderer Kulturen etwas mit Dir passiert, das Du als spannend empfindest und dir Spaß macht.

Tipp 1: Bleib nüchtern!

Vor Jahren habe ich eine Geschichte von einem neu nach Deutschland gezogenen Mann aus Afrika gelesen. Bestürzt erzählte er einem anderen Landmann, dass die Deutschen ihn nicht mögen. Warum? Jedes Mal, wenn er in ein Zugabteil kommt, reden die Menschen nicht mit ihm und sind ganz schweigsam.

Er wusste nicht, dass Menschen in Deutschland, die sich nicht kennen, nur sehr selten miteinander reden. Die Leute haben nicht plötzlich aufgehört zu reden, als er das Zugabteil betrat. Sie haben auch vorherschon nicht miteinander gesprochen.

In Afrika dagegen wird jede neue Person willkommen geheißen. Fremde Menschen reden wie selbstverständlich miteinander, es herrscht eine enorme Lautstärke im Zug.

Der Afrikaner war enttäuscht und frustriert, weil er das Verhalten nach afrikanischen Maßstäben beurteilte.

Genauso geht es auch uns Deutschen oft mit anderen Kulturen. Wir erleben etwas und bewerten die Sache gleich negativ, frustriert oder beurteilend. Eben nach unseren eigenen persönlichen Maßstäben und Erfahrungen.

Die erste und wichtigste Lektion, die ich in meinem Studium der Intercultural Studies gelernt habe, ist folgende: Keine Kultur ist schlechter oder besser, sondern einfach nur anders. Und aus jeder Kultur kann ich eine Menge lernen und für mich anwenden. Wir können uns gegenseitig bereichern und voneinander lernen.

Wenn wir uns darauf einlassen.

Das Gute ist: Du bleibst dabei noch wesentlich entspannter. Anstatt Dich über das Andersartige aufzuregen, denkst Du: „Ach, das ist ja interessant. Mal so ganz anders. Ob ich hier vielleicht sogar etwas Neues lerne?“

Diese Einstellung baut eine wichtige Basis, damit aus Deinen Begegnungen ein SPIEL wird. Denn als Deutsche sind wir ”“ genau wie jede andere Kultur auch ”“ sehr schnell geneigt, unseren deutschen Maßstab an die Denkweise und das Verhalten anderer anzusetzen. Somit werten wir viele Verhaltensweisen zu schnell ab, verkrampfen dabei auch noch und übersehen den Schatz, der direkt vor unseren Augen ist.

Fazit: Bewerte das Andere nicht gleich als gut oder schlecht, sondern einfach als spannend anders.

Tipp 2: Mache den anderen zu Deinem Lehrer!

Für manche Seminare zahlst Du schnell einige tausend Euro. Information ist teuer und wertvoll. Nun, was wäre wenn Du das Wissen zahlloser Trainer, Experten und Lehrer kostenlos anzapfen könntest? Genial oder?

Genau das ist möglich. Dazu musst Du nur die richtige Einstellung haben und die Experten anzapfen, mit denen Du Dich jeden Tag umgibst.

Eine coole Geschichte!

Hierzu eine Geschichte, die de Bono in einem seiner Bücher erzählt:

„Dem fünfjährigen Jungen Johnny in Australien boten dessen Freunde eine 1-Dollar- und eine 2-Dollar-Münze zur Auswahl an. Die 1-Dollar-Münze war viel größer als die 2-Dollar-Münze und Johnny griff nach dem größeren Geldstück. Seine Freunde lachten und kicherten über Johnnys Dummheit. Immer wenn sie sich über Johnny lustig machen wollten, stellten sie ihn vor dieselbe Wahl. Er lernte es nie. Er nahm immer die größere Münze.

Eines Tages sah dies ein Erwachsener und hatte Mitleid mit Johny. Er rief ihn zu sich und erklärte ihm, dass die kleinere Münze, obwohl sie kleiner war, eigentlich doppelt so viel wert war als die größere. Johnny lächelte, dankte ihm höflich und erwiderte dann: „Das weiß ich schon. Aber wie oft hätten die anderen mir die Münzen noch angeboten, wenn ich die 2 Dollar schon beim ersten Mal genommen hätte?“

Ha, Johnny war clever genug, um langfristig zu denken!

Aber was hat das mit diesem Thema zu tun?

Nun, zu schnell sind wir geneigt, anderen Menschen unsere Meinung aufzudrücken oder ihnen zu erklären, wie man das hier so macht. Wir spielen die Rolle des Oberlehrers. Und ein Oberlehrer lernt nun mal nicht, sondern bringt dem anderen etwas bei. Lernen muss der andere.

Menschen aus z.B. vielen asiatischen Ländern gehen hier ganz anders vor. Sogar wenn sie vieles wissen und dem anderen überlegen sind, spielen sie sich doch kaum als Oberlehrer auf, sondern schlüpfen in die Rolle des Schülers. Sie fragen nach, lernen von ihrem Gegenüber, lassen sich etwas sagen, ohne gleich zu kontern und dadurch die Chance des Lernens zu verpassen.

Meine Frau hat es echt drauf!

Wie oft habe ich schon fasziniert beobachtet, wie geschickt und einfühlsam meine Frau anderen Menschen gegenüber aufgetreten ist. In unzähligen Fällen besaß sie mehr Fachwissen, hatte mehr Erfahrung und Einsichten als ihr Gegenüber, was das Gesprächsthema anging. Trotzdem sprach meine Frau so geschickt mit ihrem Gegenüber, dass dieser sich erstens sehr respektiert fühlte und zweitens ihr Wissen bereitwillig mit meiner Frau teilte.

Meine Frau ging nach Hause und hatte wieder einmal etwas von anderen gelernt. Aber damit nicht genug, denn gleichzeitig hatte sie das Herz eines anderen Menschen gewonnen und dieser Person etwas wirklich Gutes geschenkt ”“ nämlich Aufmerksamkeit.

Das wollen wir doch alle!

Denn sind wir einmal ehrlich. Wir alle haben ein unersättliches Verlangen, gehört zu werden. Wir möchten verstanden sein und respektiert werden. Menschen, die uns ihr Ohr leihen, sind uns in der Regel wesentlich angenehmer als Menschen, die uns belehren wollen.

Oder wie es jemand ausdrückte:

 „Es gibt viele, die uns etwas einreden wollen, und wenige, die uns ausreden lassen.“

 Wenn Du dir diese Art des zuhörenden und lernen-wollenden Umgangs aneignest, dann hast Du gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:

  1. Du zeigst der anderen Person Respekt und stärkst Beziehungen.
  2. Gleichzeitig hast Du dem anderen noch ein wertvolles Geschenk gemacht.
  3. Nicht zuletzt hast du als „Schüler“ etwas dazu gelernt und Dich wieder ein Stück weiterentwickelt.

Hinzu kommt noch ein weiterer Bonus. Ich arbeite als Coach mit dem Schwerpunkt „Entspannt leben statt Burnout“. Nun, es sind ja oft Beziehungen und das Verhalten anderer, die uns stressen wollen. Wenn Du allerdings das so ganz andere Verhalten der anderen nicht als frustrierend sondern als spannende Lern-Gelegenheit ansiehst, bleibst Du wesentlich entspannter. Denn Du musst hier keine Diskussion gewinnen oder den anderen überzeugen, sondern willst einfach nur mal die Welt aus den Augen des anderen betrachten.

Auf diese Weise wirst Du wie der kleine Johnny ganz entspannt immer wieder kleine „Münzen“ in Form von Ideen, Konzepten und Wissen sammeln und Dich ständig weiterentwickeln.

Ganz klar ”“ das heißt natürlich nicht, dass Du Deine Stärken verheimlichst und duckmäuserisch immer nur den Unwissenden spielst. Aber es heißt, dass Du bewusst das Wissens-Potential und den Erfahrungs-Schatz der anderen anzapfst und interessiert nachfragst. Du wirst erleben:

Dein Leben wird bunter!

Du entwickelst Dich weiter!

Du lebst Deine Devise: „Be your best!“

China mal anders – Aus dem Reich der Mitte

Noch weit mehr als dies für die meisten Kulturen der Fall ist, prägt unser Bild von China vor allem Vorurteile ”“ noch dazu meist negativ behaftete.  Wie sollte dies auch anders sein? Die wenigsten Deutschen hat es schon einmal in das Reich der Mitte verschlagen, denn nicht nur die schier physische Distanz, sondern auch die gewaltigen kulturellen Unterschiede umnebeln auch noch im 21. Jahrhundert unsere Vorstellung von einer Kultur, wie sie fremder kaum sein könnte.

Doch können wir uns es inmitten eines reifen und aufgeklärten Europas des 21. Jahrhunderts wirklich leisten die Augen vor dem großen Drachen zu verschließen? Auf den ersten Blick scheint es so, denn außer Chinarestaurants, hinter denen sich hie und da auch oft ein vietnamesischer Koch versteckt (mal ehrlich: wem fällt das schon auf?), dem Brauch des Feuerwerks und dem bei chinesischem Essen obligatorischen Glückskeks hat die chinesische Kultur bisher kaum Spuren in unserer Gesellschaft hinterlassen.

China mal anders - Bild 1

Jenseits von Stereotypen

Um gleich aufzuräumen: Frühlingsrollen habe ich in ganz China nur ein einziges Mal auf einer Speisekarte gesehen: In einem renommierten Pekinger Restaurant bot die Speisekarte eine grotesk wirkende letzte Seite mit dem Titel Chinese food for western guests.

Glückskekse wurden in Kalifornien erfunden und sind in China gänzlich unbekannt.

Und während italienische Nudeln durchaus noch in Italien produziert werden, so las ich mit Erstaunen auf einer Packung roter Knallkörper die mir zum chinesischen Neujahrsfest von Kindern auf der Straße angeboten wurde China-Böller ”“ BAM geprüft! Und ach ja: Glückskekse wurden in Kalifornien erfunden und sind in China gänzlich unbekannt.

Das Fernsehen ist voll von China-Dokus, chinesische Studenten stellen in Deutschland den größten Teil der ausländischen Studenten und kaum ein mittelständisches Industrieunternehmen kann es sich noch leisten sich nicht mit China zu beschäftigen. Doch was wissen wir wirklich über das Reich der Mitte und vor allem der Lebensart der Menschen? Bei allem Mahnen und Meckern über Menschenrechte und die Umweltfeindlichkeit der Chinesen scheint es kaum möglich, dass wir beim genaueren Hinsehen auch noch etwas lernen können. Doch genau davon bin ich überzeugt.

Nur ein bisschen mehr kollektiv

Unsere westliche Gesellschaft ist vor allem vom Streben nach Individualität geprägt. Jeder möchte unique sein. Das Kleine kommt vor dem Großen. Die Hysterie des einzelnen, der von einer der Allgemeinheit helfenden Entscheidung berührt wird, ob politisch oder wirtschaftlich, erklingt bald jeden Tag in der Presse.  I sure ain”™t no socialist… aber nur ein Hauch von chinesischem Utilitarismus täte unserer Gesellschaft manchmal ganz gut.

Das Denken von Groß nach Klein ist in der chinesischen Gesellschaft tief verankert ”“ lange bevor man überhaupt das Wort Kommunismus kannte. Das lässt sich schon an der Art ablesen, wie man in Asien das Datum schreibt: Jahr ”“ Monat ”“ Tag. Auch eine Adresse fängt nicht mit der Straße an, sondern mit China ”“ Provinz ”“ usw…  Ein gewisses Im Auge behalten des Greater Picture konkurriert doch nicht mit persönlicher Entfaltung. In Norddeutschland gehen wir oft zum Lachen in den Keller, zeigen uns aber gerne missmutig und erschöpft vom Übel der Welt. Vice versa in China: Öffentlich ausgetragene Lethargie und Pessimismus ist mir nie, Herzlichkeit und Lebenseifer dafür umso öfter begegnet.

Kinder: Sinn des Lebens?… !

Es ist schon paradox, wenn hierzulande (fast) alles dafür getan wird, die Gesellschaft zu mehr als 1,4 Kindern zu bewegen, vom Elterngeld über den Ausbau von Krippenplätzen, wenn anderswo in der Welt bereits den Eltern zweiter Kinder heftige Sanktionen drohen, im schlimmsten Fall sogar Sterilisation. China mal anders - Bild 21 Die eigenen Nachkommen haben in China zu jeder Zeit die zentrale Rolle im Leben einer Familie inne gehabt. Daran hat auch die Ein-Kind-Politik nichts geändert.  Eltern bringen die größten Opfer für ihr meist einziges Kind. So teilt sich manch eine Familie auf zwei Wohnorte auf, nur um dem Kind einen kürzeren Schulweg zu bieten.

Ich persönlich betrachte die in Deutschland meines Erachtens abnehmende Bereitschaft seine eigenen Interessen hinter die der Familienplanung zu stellen (das gilt natürlich für Frauen wie für Männer) mit größter Sorge. Es ist die Hingabe der Eltern, die ich im Kindergarten selbst erleben durfte, die ich hierzulande so vermisse. Manchmal, so scheint es mir, verkommen Kinder made in Germany zum Lifestyle-Symbol und Alleinerziehung wird zu einer politischen Einstellung. Moderne chinesische Eltern würden ihre eigenen Bedürfnisse nie vor die ihrer Kinder stellen.

Die beste Küche der Welt

… ist die chinesische (Die chinesische Küche n”™existe pas ”“ es gibt 8 Regionalküchen). Davon ist zumindest jeder Chinese hundertprozentig überzeugt. Fakt ist jedenfalls, dass sie eine der vielseitigsten der ganzen Welt ist. Jahrhundertelange Armut hat dazu geführt, dass die Menschen besonders Tiere weitaus besser verwerten als wir es tun. Der Anblick von Entenköpfen oder Hühnerfüßen mag für die meisten Europäer kein schöner sein aber bei nüchterner Betrachtung ist das nicht mehr als unbegründete Dekadenz. Gekocht wird immer frisch. Wer einmal daran denkt, was wir alles aus Kühlschrank und Tiefkühler konsumieren, merkt schnell, was nur frisch wirklich bedeutet.

Gegessen wird immer am runden Tisch mit einer drehbaren Glasplatte in der Mitte. Bestellt wird grundsätzlich alles: Eine Vielfalt an Gemüsegerichten, Fisch und Fleisch gehören zu jeder ausgedehnten Mahlzeit. Der Gastgeber entscheidet und wägt nach chinesischer Tradition ein optimales Gleichgewicht der verschieden Speisen. Anschließend werden immer mehr Teller aufgetischt, von denen sich jeder so viel nimmt wie er möchte. So bald der erste Teller steht geht es los. Es wird so viel aufgetischt, dass alle drei Mal sattwerden könnten. Dann wird Bier in Massen getrunken, denn Prost heißt 干杯 sprich gānbÄ“i und bedeutet wörtlich trockenes Glas. Leider schrecken Chinesen auch nicht davor zurück das mit teurem Wein, der auch schon mal mit Cola gemischt wird, zu tun; aber da drücke ich ein Auge zu.

Man is(s)t nie alleine

Es wird gekleckert, geschlürft, geschmatzt und sich laut unterhalten. Wenn der Tisch nachher aussieht wie ein Schlachtfeld muss es jedem geschmeckt haben. Anschließend zahlt der Gastgeber für alle ”“ die Rechnung zu teilen käme niemals in Frage. Zurück in Europa sitze ich dann im Restaurant vor meiner Karte, muss mich für genau ein überteures Gericht entscheiden, obwohl ich mit mindestens 4 liebäugle, und dabei peinlich genau darauf achten nur ja keine Geräusche zu erzeugen. Wer soll da nicht wehmütig werden?

Das leibliche Wohl ist eine der wichtigsten Dinge für Chinesen. Man nutzt jede Gelegenheit in möglichst großer Runde gemeinsam essen zu gehen. Sicher gibt es auch teure Restaurants, aber im Allgemeinen ist essen gehen sehr, sehr günstig ”“ auch für Chinesen ”“ und macht oft kaum einen Unterschied zur selbständigen Zubereitung. Für Ausländer wie mich war es völlig normal für jede Mahlzeit in ein Restaurant zu gehen. Straßenverkäufer bereiten innerhalb von Sekunden! die leckersten Snacks zu, an denen man sich für ein paar dutzend Cent sattessen kann.  Wenn ich eins vermisse, dann sind es die chinesischen Küchen.

Das Streben nach Bildung

In meiner Zeit als Englischlehrer habe ich einen Einblick in die Schulen Chinas erhalten können und war immer wieder erstaunt. Die neue Generation Chinas ist meiner Meinung nach vor allem viererlei: materialistisch, (vor allem sexuell) unreif, jedoch hoch motiviert und vor allem top ausgebildet. Bei dem unglaublichen Lernpensum, das ein chinesischer Schüler zu bewältigen hat bleibt kaum Zeit für die Entfaltung einer Persönlichkeit. Aber auch daran ”“ wie an allen gesellschaftlichen Baustellen ”“ wird gearbeitet. Derweil haben chinesische Schüler uns bald auch in Geisteswissenschaften überholt ”“ in Mathe haben sie das schon lange.

Während hierzulande der Werte- und Bildungszerfall weiter vor sich hin gärt, weiß jeder chinesische Schüler bestens über die eigene Kultur, Geschichte und Sprache Bescheid. Geographische und politische Kenntnisse im In- und Ausland sind keine Frage der Schicht, sondern vielmehr natürliches Produkt eines gemeinsamen Wetteiferns um Fortschritt und das sich daraus ergebene Interesse an der Welt und ihren Zusammenhängen. Ein entscheidender Faktor für Bildung, den ich besonders in Nordamerika immer vermisst habe. Es geht sogar soweit, dass neulich ein angesehener Pekinger Bildungsforscher vorschlug in China die Lehre von Latein und Altgriechisch einzuführen ”“ wenn man den Westen überholen wolle, müsse man ihn auch verstehen. Wenn das kein beneidenswerter Eifer ist…

Hilfsbereitschaft & Offenheit

Besonders als Tourist in nicht allzu frequentierten Reisezielen bekommt man sie immer wieder zu spüren: Die Hilfsbereitschaft und Kontaktfreude der Chinesen, die die unsere um ein vielfaches übersteigt. Als Ausländer wird man oft geradezu hofiert, was aber nie falsch oder unterordnend, sondern, soweit ich es beurteilen kann, immer aus tiefstem Herzen nett gemeint ist. Ohne Umschweife hilft man mir im Zug einen Platz zu finden, fragt mich, wohin es gehen soll, woher ich komme und ob ich etwas vom selbstverständlich mitgebrachten Essen abhaben möchte. Ich verneine höflich ein- oder zweimal bevor ich dann doch ein paar getrocknete Sonnenblumenkerne nehme, die es in Fließbandgeschwindigkeit mit den Zähnen aufzuknacken gilt.

Auch sonst ist man sich für die praktischen Dinge im Leben noch nicht zu schade. Man redet lautstark quer durch den Waggon, man teilt Essen, schläft auch mal mit dem Kopf auf dem Tisch ”“ warum auch nicht? Wer in einem ICE von Hamburg nach Berlin nach 5 Minuten seine nach Frikadellen riechende Tupper-Dose rausholt, der anonymen Person gegenüber anbietet und dann vielleicht noch spontan ein Volkslied anstimmt mit der Hoffnung der halbe Waggon fände Spaß daran, der lebt wohl im falschen Land. Ich habe oft das Gefühl, dass hier allein das Mitbringen von mehr als dem obligatorischem Starbucks-Kaffee und sofortiges Rumfuchteln mit dem neusten iPhone schon nicht vorhandenen Lifestyle bedeutet. Ist es denn wirklich so uncool mal den Sitznachbarn zu fragen, wohin es geht?

学无止境

Von der Kunst, den Tag mal mit einem Lächeln zu beginnen, können wir aus dem Reich der Mitte noch vieles mitnehmen.

Die Probleme in und mit China sind mir wohl bewusst, auch Menschenrechtsverletzungen. Jedem Vorwurf von Euphemismus möchte ich entgegentreten und betonen, dass es hier darum geht, was wir von China lernen können.

Kritisiert wird schon oft genug ”“ auch zu Recht. Dennoch glaube ich, dass auch unsere Gesellschaft nicht vollkommen ist und manchmal einen Hauch vom Glauben daran, das perfekte System gefunden zu haben, ablegen sollte, um sich den alternativen Lebensformen anderer Gesellschaften öffnen zu können.

In puncto Wertschätzung der Gemeinschaft, Schaffens- und Bildungseifer, vor allem aber bei der Grundeinstellung, jeden Tag mit einem Lächeln zu beginnen, kann uns auch das Reich der Mitte noch als Vorbild dienen.

Dolce vita ”“ was wir von Italienern lernen können

Wer einmal länger in Italien ist, wird feststellen, dass die Italiener wirklich ihr dolce vita genießen. Italiener legen viel Wert auf ihre Freizeit, ihre Familie, Freunde, Nachbarn und gutes Essen. Davon könnten wir uns als Deutsche eine Scheibe abschneiden. Zu oft sind wir verärgert, im Stress und haben keine Zeit neben der Arbeit unser Privatleben voll auszukosten.

Qualität geht über Quantität

Es ist ein Vorurteil, dass Italiener faul sind und nicht arbeiten. Sieht man einmal von der Mafia ab, findet man vor allem im Norden erstklassige Unternehmen, die in der ganzen Welt Erfolg haben. Diese reichen von Autoherstellern wie Ferrari und Lamborghini, über Modefirmen wie Armani und Gucci bis hin zu Lebensmittelherstellern wie Barilla. Auch viele regionale, kleinere Unternehmen exportieren überall hin, vor allem kulinarische Köstlichkeiten wie Prosciutto, Parmigiano Reggiano oder Wein. Eine Sache fällt hierbei besonders auf: Fast alle Unternehmen in Italien legen großen Wert auf hohe Qualität und verlangen dementsprechende Preise.

Das spiegelt die Mentalität der Italiener wider. Sie wissen das Schöne und Gute zu schätzen. Ein Italiener würde lieber nichts essen als etwas von schlechter Qualität. Und ein Italiener ist auch bereit ”“ im Gegensatz zu den meisten Deutschen ”“ für Qualität Geld auszugeben. Die meisten Italiener haben nicht viel Geld, aber sie kaufen lieber wenig, aber dafür qualitativ Hochwertiges. Sie schaffen es dann, sich daran richtig zu erfreuen. Und das ist Teil des dolce vita. Ein Essen schlingen sie nicht runter wie manch Deutscher, sondern zelebrieren es, am Besten zusammen mit vielen Freunden.

Pausen bringen die Motivation zurück

Etwas, das ich gelernt habe als ich in der wunderschönen Emilia-Romagna gelebt und studiert habe, war, dass wenn ich mir die Zeit neben all dem Stress für ein schönes Abendessen nehme und drei, vier Stunden mit guten Freunden verbringe, ich am nächsten Tag auch wieder motivierter bin weiter zu arbeiten. Die Pausen tun gut und sind wichtig. Italiener schaffen es viel besser als Deutsche, Kaffeepausen in die Arbeit zu integrieren oder auch abends abzuschalten und nicht ständig an Probleme aus dem Büro zu denken. Darauf bin ich sehr neidisch, denn das fällt mir auch nach zwei Jahren Italien noch schwer.

Arbeit ist nur ein Teil des Lebens und sollte nicht die Laune und damit das Privatleben zerstören. Ziel sollte zwar sein, möglichst schnell möglichst weit voranzukommen, aber das Wichtige ist, dass man dabei auch glücklich ist. Italiener sind in der Regel etwas langsamer, aber machen dafür einen viel lebensfroheren Eindruck als Deutsche. Sie erfreuen sich an ihrem Leben. Und das ist es doch, worauf es letztendlich ankommt.

Leidenschaft macht offen und herzlich

Eine der ersten Charaktereigenschaften, die mit Italienern assoziiert wird, ist Leidenschaft. Und das stimmt: Egal, was Italiener machen, sie sind mit vollem Herz dabei. Ob sie sich streiten, diskutieren oder freuen; sie sind nie passiv, sondern immer bei der Sache. Das ist sehr beeindruckend zu erleben und vermittelt sofort eine Offenheit und Herzlichkeit, die ich von Freunden, Nachbarn, Professoren, aber auch Unbekannten zu spüren bekam. Ob mir mein Nachbar eine Flasche Wein geschenkt hat, weil ich eine Prüfung so gut bestanden habe oder eine mir Unbekannte ihren einzigen Eiskratzer schenkt als sie sieht, dass ich vergeblich versuche, mein Auto mit meinem Mantelärmel freizubekommen, Italiener schauen nicht weg, sondern sind immer herzlich, offen und hilfsbereit. Ich habe es mir seitdem zur Angewohnheit gemacht, genauso hilfsbereit zu sein und konnte feststellen, dass dieser Charakterzug mir schon einige schöne Momente beschert hat.

Großzügigkeit führt zum dolce vita

Eine weitere Eigenschaft hilft, das dolce vita voll auszukosten: Italiener sind nicht so kleinlich wie Deutsche. Sie legen nicht darauf Wert, den letzten Cent wieder zu haben und ersparen sich dadurch viel Ärger. Im Restaurant zum Beispiel würde es niemals vorkommen, dass es getrennte Rechnungen gibt. Sie wird einfach durch die Anzahl der Leute geteilt, jeder zahlt seinen Teil und es ist egal, wenn einer etwas Teureres gegessen hat als der andere. Nächstes Mal wird es sich sowieso wieder umdrehen. Es ändert sich schließlich nichts, wenn man einen Euro mehr zahlt als man eigentlich sollte, aber egoistisch und geizig zu sein, führt nicht zum dolce vita.

Ein gutes Netzwerk hilft in allen Lebenslagen

Im Allgemeinen haben Italiener den Deutschen in der Kommunikation etwas voraus. Sie sind nicht nur sehr offen und sprechen jeden an, der ihnen über den Weg läuft, sondern nutzen dies auch, um ihr Netzwerk zu erweitern. Jeder Italiener weiß, wie wichtig es ist, ein gutes Netzwerk zu haben, damit man jemanden hat, den man bei Problemen fragen oder etwas günstiger bekommen kann. Paolos Nachbar hat einen Bruder, dessen Schwiegervater wiederum einen Onkel hat, dessen Nachbar ihm kostenlos das Dach reparieren kann. Ein Italiener findet immer einen Weg durch Kontakte Vorteile zu finden.

Er weiß deshalb auch, wie wichtig es ist, diese Kontakte zu pflegen. Und dies geschieht zum Beispiel bei den bereits erwähnten Kaffeepausen, die im Übrigen sehr schnell vorbeigehen, da man dort nur einen Espresso im Stehen trinkt. Trotzdem, jede Geste und jede kleine chiacchierata ”“ das italienische Plaudern ”“ ist wichtig und dient neben der netten Unterhaltung auch dazu, das Netzwerk zu erweitern und zu vertiefen.

Glücklich sein ist das Ziel fürs Leben

Mein Vorschlag ist nicht, dass wir uns alle in Italiener verwandeln sollten, denn natürlich sind sie auch nicht perfekt. Vielmehr sollten wir uns bewusst werden, dass das Wichtigste ist, glücklich zu sein und uns Zeit für unser Privatleben zu nehmen und es doch ein paar Dinge an Italienern gibt, die wir uns zu einem gewissen Maße abgucken könnten.

Was ist BeYourBest abroad?

Was kannst Du für Deinen Erfolg von anderen Lebenskulturen lernen? Die ganz neue Kategorie „BeYourBest abroad“ gibt Dir die Antwort. Hier lassen wir Menschen zu Wort kommen, die über den Tellerrand hinausschauen können und wissen, dass wir in Deutschland von anderen Ländern und Kulturen sehr viel für ein erfolgreiches Leben lernen können.

Du wirst in den „BeYourBest abroad“-Artikeln immer kurz erfahren, welche Beziehung der Autor zu dem Land oder der Kultur hat. Anschließend lernst Du etwas über die besonderen Eigenschaften, die eine Lebenskultur eines anderen Landes auszeichnet, und was Du davon für Deinen Erfolg mitnehmen kannst.

Neue Perspektiven

Wir sind oft so tief in unserer eigenen Kultur versunken, dass wir es kaum schaffen, über den Tellerrand hinauszuschauen. Diese Kategorie bietet uns die Möglichkeit, neue Perspektiven zu gewinnen. Nicht selten helfen uns andere Sichtweisen dabei, eine Herausforderung endlich zu meistern. Lies die Artikel also mit einer offenen Geisteshaltung und überlege Dir, wie Dir die Tipps in Deinem eigenen Leben weiterhelfen können.

Vielleicht kannst Du ja auch zu Dieser Kategorie beitragen? Welchen kulturellen Hintergrund hast Du? Wo hast Du eine längere Zeit im Ausland verbracht? Schreibe uns bei BeYourBest, was wir von Deinen Erfahrungen darüber lernen können, wie wir erfolgreicher sein können. Schick uns einfach über das Kontaktformular eine Nachricht mit dem Betreff „BeYourBest abroad“ und wir setzen uns mit Dir in Verbindung.

Und jetzt viel Spaß beim Lesen und Lernen!