Ungelesene Zeitungen und Magazine stapeln sich im Wohnzimmer. Der E-Mail-Posteingang ist voll und für Bücher hast Du sowieso keine Zeit mehr. Wie kannst Du die tägliche Informationsflut bewältigen, ohne auf alles zu verzichten? Was kannst Du tun, wenn Du in kurzer Zeit sehr viele Informationen verarbeiten musst? Bereite Dich auf die Zukunft vor, indem Du lernst, schneller zu lesen und gleichzeitig mehr zu verstehen!
Kann man wirklich lernen, schneller zu lesen?
Bei der Suche nach der Antwort auf diese Frage bin auf das Buch „Schneller lesen“ von Wolfgang Schmitz gestoßen und habe viele spannende Ansatzpunkte gewonnen.
Wann hast Du das Lesen gelernt? Wahrscheinlich ist das schon ganz schön viele Jahre her ”“ irgendwann kurz nachdem Du stolz mit einer Schultüte Deine Laufbahn als Schüler begonnen hast. Damals warst Du damit beschäftigt, überhaupt die Buchstaben des Alphabets zu entziffern und ein Wort daraus zu bilden. Du kannst das ein bisschen mit Schwimmen vergleichen. Die ersten Bewegungen lernst Du mit Schwimmflügeln und nach einer gewissen Zeit kannst Du Dich ohne Hilfe über Wasser halten.
Beim Lesen hat Dir seit der frühen Schulzeit aber nie jemand diese Schwimmflügel abgenommen. Mit anderen Worten: Wahrscheinlich liest Du heute immer noch so wie als kleines Kind!
Heute ist der Anspruch aber wesentlich höher. Früher hat sich Dein Lehrer oder Deine Lehrerin darüber gefreut, dass Du einigermaßen flüssig lesen konntest. Jetzt musst Du in kurzer Zeit viele Informationen lesen, sie verstehen und nach ihrer Wichtigkeit bewerten. Zum Glück gibt es ein paar Tricks, mit denen Du Dein Lesetempo erheblich steigern kannst.
Welche 3 Fehler Du unbedingt vermeiden solltest
Es gibt drei Lesefehler, die Du bei Dir sehr wahrscheinlich beobachten kannst. Hier erst die Liste und danach eine kurze Erläuterung und Verbesserungsvorschläge:
- Wir lesen den Text leise mit (subvokalisieren).
- Wir lesen nur ein Wort zur Zeit.
- Wir springen im Text immer wieder zurück.
Das sogenannte Subvokalisieren, also das Mitsprechen des gelesenen Texts im Kopf, ist ein Relikt aus der Zeit Deiner ersten Leseversuche. Während diese Art des Lesens Dir damals dabei geholfen hat, das Wort zu verstehen, hilft Dir dieses „stille Mitsprechen“ heute nicht weiter. Wenn Du das Wort „heute“ im letzten Satz siehst, weißt Du sofort, was es bedeutet, ohne dass Du es subvokalisieren müsstest. Versuch einmal die nächsten Sätze ohne Mitsprechen zu lesen und Du wirst merken, dass Du schon ein wenig schneller wirst.
Ebenfalls eine alte Gewohnheit aus der Schulzeit ist es, nur ein Wort zur Zeit zu lesen. Wenn Du stattdessen in Blöcken von drei bis vier Wörten liest (funktioniert nur, wenn Du nicht leise mitsprichst), kommst Du schneller und flüssiger von Satz zu Satz. Du erfasst dann mit wenigen Blicken einen ganzen Satz.
Der dritte Fehler ist Dir wahrscheinlich im Verlaufe dieses Artikels schon mehrfach passiert: Du springst ständig wieder ein paar Wörter oder Sätze zurück. Das kann mehrere Ursachen haben. Häufig wurdest Du abgelenkt und Du verlierst die Stelle, bis zu der Du gelesen hast. Am Computer oder Smartphone sind das oft Signale wie der Eingang einer neuen E-Mail. Aber selbst wenn Du nicht abgelenkt wirst, springen Deine Augen ohne richtiges Training nicht von Wortgruppe zu Wortgruppe, sondern mal ein wenig hoch oder wieder an den Anfang der Zeile. Oft sind auch kompliziert verschachtelte Sätze der Grund für dieses Phänomen, weil Du gezwungen bist, die Satzstruktur zu verstehen. Trotzdem solltest Du versuchen, mit Deinen Augen möglichst Block für Block nach vorne zu springen und notfalls einen Finger oder Stift zu Hilfe nehmen.
“Wenn ich schnell lese, verstehe ich den Text nicht mehr“
Beim Versuch, diese Fehler zu vermeiden, bist Du häufig so auf die richtige Technik konzentriert, dass Du den Inhalt des Textes gar nicht mehr verstehst. Um eines an dieser Stelle ganz klar zu sagen: Schneller lesen, aber weniger verstehen hilft Dir überhaupt nicht! Höchstens zu Übungszwecken solltest Du mit einem sehr hohen Lesetempo trainieren und Dich so ein bisschen überfordern.
Aber wie gelingt es Dir, nicht nur schnell zu lesen, sondern auch mehr vom Inhalt zu verstehen? Dabei spielen sehr viele Faktoren eine große Rolle. Zum einen hilft Dir ein großer Wortschatz. Wenn Du ein Fachbuch liest und jedes zweite Wort für Dich unbekannt ist, kannst Du nur langsam lesen. Zum anderen ist es auch eine Frage der Konzentration. Schweifen Deine Gedanken ständig ab, weil Du von lauten Geräuschen gestört wirst oder müde bist, wirst Du den Text nicht verstehen können. Du kennst das garantiert, wenn Du abends im Bett eine halbe Seite gelesen hast und plötzlich feststellst, dass Du überhaupt nicht weißt, was Du da gerade gelesen hast.
Und schließlich ist es eine Frage der richtigen Vorbereitung. Schau Dir vor dem Lesen das Inhaltsverzeichnis vom Buch oder die Überschriften des Artikels an. So verstehst Du, wie der Text aufgebaut ist und kannst den Gedanken des Autors besser folgen. Ich habe in diesem Artikel übrigens wichtige Begriffe bewusst fett hervorgehoben. Auch solche Hervorhebungen können Dir helfen, schneller nachzuvollziehen, was die wichtigen Informationen sind. Du kannst die wesentlichen Aussagen dieses Artikels verstehen, wenn Du nur die fetten Stellen liest!
Einfache Techniken, aber schwere Umsetzung
Du wirst festgestellt haben, dass schnelleres Lesen in der Theorie gar nicht so schwer ist (nicht subvokalisieren und konzentriert in Blöcken von 3-4 Wörtern lesen). Das Problem ist, dass Du die alte Lesetechnik seit Jahren täglich trainiert hast. Wie jede andere Gewohnheitsänderung dauert auch das schnellere Lesen eine gewisse Zeit und muss immer wieder konsequent angewandt werden. Diese bewusste Veränderung ist sehr anstrengend, wird sich langfristig aber auszahlen, wenn Du täglich viele Seiten Text liest.
Wenn Dir dieser Artikel also wirklich helfen soll, benötigst Du ein hohes Maß an Eigenmotivation, um die ersten Wochen täglich zu üben. Ansonsten sind die Informationen zwar interessant, aber letztlich nutzlos. Als Training nimmst Du Dir einen unbekannten Text (am besten nicht am Bildschirm lesen und mindestens zwei Din A4 Seiten lang) und liest mit der richtigen Technik ein bisschen schneller als Du es Dir zutraust. Dabei wird das Verständnis ein bisschen auf der Strecke bleiben, aber da es eine Übung ist, ist das nicht so dramatisch. Wichtig ist, dass Du Dich immer ein bisschen mehr herausforderst wie bei jedem anderen Training auch.
Du wirst in Deinem Leben noch so viel lesen, dass sich das schnelle Lesen mit Sicherheit auszahlen wird. Versprochen!
PS Als Bonus gibt es jetzt noch ein sehr schönes Video von Improved Reading, das die wichtigsten Punkte wunderbar zusammenfasst.