Kommunizieren mit Charisma

Wie oft sprichst Du am Tag mit anderen Menschen? Wie oft sind es wichtige Gespräche mit Familie, Freunden, Chef oder Kunden? Gespräche, in denen Du andere mit Deinen kommunikativen Fähigkeiten begeistern und überzeugen kannst. Zähl heute mal heute mal nach! Du wirst merken, wie wichtig dass überzeugende Kommunizieren mit anderen ist.

In diesem Artikel lernst Du ein paar kleine Tricks, mit denen Du Deine Wirkung auf andere deutlich steigern kannst. Versuch doch mal, gleich in Deinem nächsten Gespräch einen Tipp anzuwenden!

Wie Du zum beliebtesten Gesprächspartner wirst

Das Sprechen ist nur eine Seite der Kommunikation; das Zuhören die andere. Oft sind wir nur damit beschäftigt zu überlegen, was wir als nächstes sagen wollen und hören gar nicht mehr richtig zu, was uns der andere wirklich mitteilen möchte. Verhält sich Dein Gegenüber genauso, entsteht eine völlig oberflächliche Konversation. Und das haben wir alle schon oft erlebt!

Das Problem ist, dass wir nicht nur von unseren eigenen Gedanken abgelenkt sind, sondern oft auch zu wissen glauben, was uns der andere sagen will. Wie oft hast Du schon für jemand anderen den Satz beendet, weil Du geahnt hast, was als nächstes kommt? Vielleicht ist es bei Dir auch so ausgeprägt wie bei mir: Nicht nur dass Du den anderen nicht ausreden lässt, Du fängst schon mitten im Satz damit an, ihn mit Gegenargumenten von Deiner Meinung zu überzeugen…

Wir können uns alle beim Zuhören steigern. Mit zwei einfachen Schritten kannst Du Deinem nächsten Gesprächspartner viel bewusster zuhören:

Schritt 1: 2 Sekunden Stille

Lass den anderen nicht nur ausreden, sondern versuche zusätzlich 2 Sekunden verstreichen zu lassen, bevor Du reagierst. Dadurch vermittelst Du zum einen unterbewusst den Eindruck, dass Du über das Gesagte noch reflektierst. Zum anderen hast Du auch wirklich die Zeit, Dich auf Schritt 2 vorzubereiten.

Schritt 2: Rückfrage

Versuche, den anderen wirklich zu verstehen. Exzellente Tipps gibt Dir hierzu Stephen R. Covey in seinem Buch „Sieben Wege zur Effektivität“. Mit Gewohnheit Nummer 5 „Erst verstehen, dann verstanden werden“ rät er Dir, mit Deinen eigenen Worten zu umschreiben, was der andere Dir soeben gesagt hat, und anschließend zu fragen, ob Du es richtig verstanden hast. Denn meistens steckt hinter den Worten noch viel mehr als uns vorher klar ist.

Mit diesen beiden Schritten wirst Du schnell zu einem beliebten Gesprächspartner, weil Du voller Aufmerksamkeit versuchst, den anderen zu verstehen. Es ist allerdings wichtig, dass Du dieses Interesse ehrlich meinst und nicht nur spielst!

Mit der Papageien-Technik den anderen zum Erzählen bringen

Wir haben gerade festgestellt, dass Kommunikation zwei Seiten hat: Selbst sprechen und aufmerksam zuhören. Du kannst Dir das wie beim Tennis vorstellen. Person A redet und schlägt dann den „Konversationsball“ zu Person B, die wiederum nach einer Antwort Person A zu Wort kommen lässt. So entsteht ein natürlicher Fluss, bei dem Du nur aufpassen musst, dass der „Ball“ nicht ins Netz geht.

Um einen solchen Fehler zu verhindern, gibt es einen einfachen Trick: Wir alle reden am liebsten über uns selbst und unsere Interessen. Vielleicht hast Du auch schon mal erlebt, dass Dir etwas auf dem Herzen liegt, Du es einem Freund erzählst und er darauf gar nicht reagiert, sondern ein eigenes Thema zur Sprache bringt.

Wenn Du charismatisch kommunizieren willst, ist es wichtig, dass Du zunächst das Scheinwerferlicht auf Deinen Gesprächspartner richtest.

Es ist aber auch eine Kunst, den anderen dazu zu bringen, sich zu öffnen. Das ist Deine Aufgabe. Spiele ihm die Konversationsbälle so zu, dass sie leicht zurückgespielt werden können. Dazu musst Du Schritt für Schritt wie ein Detektiv immer wieder die Stichworte Deines Gegenübers aufnehmen und sie fast wie ein Papagei fragend zurückstellen. Hier mal eine Beispielskonversation:

Wie geht”™s?
– Gut, ich komme gerade frisch aus dem Urlaub.
Urlaub? Das ist ja toll!
– Ja, das Wetter war richtig schön und ich konnte mich richtig gut erholen.
Erholen?
(Hier kann der andere jetzt entscheiden, worüber er reden möchte)
Möglichkeit A: Ich konnte Erholung sehr gut gebrauchen, weil ich bei der Arbeit zu viel Stress hatte.
Möglichkeit B: Erinnerst Du Dich noch an das große Projekt? Das war anstrengend und eine große Herausforderung.
Herausforderung?
– Ja, mein Chef hat mir die ganze Verantwortung übertragen…

Erkennst Du, wie Du dem anderen so die Entscheidung überlässt, worüber er sprechen möchte? Beim Thema Erholung hätte er auch auf den Urlaubsort, seine Urlaubslektüre oder etwas anderes eingehen können. Aber offenbar war das erledigte Projekt am wichtigsten. Nimm die Stichworte auf und spiel den Ball wieder zurück auf die andere Seite. Anschließend hörst Du aufmerksam zu.

Den Zuhörer in Deinen Bann ziehen

Nach einer gewissen Zeit ist Dein Gesprächspartner froh, dass er ausführlich reden durfte und auch von Dir noch verstanden wurde. Und natürlich sollst auch Du zu Wort kommen. Wenn Du möchtest, dass der andere Dir mit genauso viel Interesse zuhört, kannst Du das mit den folgenden Tipps erreichen.

Nichts ist schlimmer als ein langweiliger Redner. Denn meistens entsteht Langeweile nicht durch das Thema, sondern den Vortragenden. Profis können selbst vermeintlich langweilige Themen so mit Leben füllen, dass andere begeistert zu hören.

Längere Antworten und mit einer Frage abschließen

Du wirst niemand in Deinen Bann ziehen, wenn Du immer nur mit „Ja“ und „Nein“ antwortest. Im Gegenteil; die Gefahr ist groß, dass der andere bald keine Lust mehr hat, mit Dir zu sprechen, weil er sich immer wieder neue Fragen ausdenken muss, um das Gespräch am Laufen zu halten. Du schlägst den Ball einfach zu schnell zurück.

Stattdessen solltest Du ein bisschen längere Antworten geben und diese mit Leben füllen. Denk dran, dass die Papagei-Technik nur funktioniert, wenn Du ein paar Stichworte bekommst (oben waren das Urlaub, Erholen und Herausforderung). Mach es für den Zuhörer also nicht so schwer und gib selbst auch ein paar Stichworte.

Auf die Frage „Wie war Dein Tag?“ kannst Du verschieden reagieren:

Möglichkeit 1: War ok.

Möglichkeit 2: War ok. Hatte bei der Arbeit viel zu tun und nachmittags habe ich Franz noch getroffen.

Möglichkeit 3: War ok. Hatte zwar bei der Arbeit viel zu tun. Dafür habe ich aber einen ganz alten Schulfreund getroffen. Erinnerst Du Dich noch an Franz?

Wahrscheinlich ist Dir der Unterschied sofort klar. Bei Möglichkeit 3 gibst Du Deinem Gesprächspartner vor, worüber Du sprechen möchtest und endest mit einer Frage. Du hilfst Deinem Gegenüber, sich ein Bild von Franz zu machen. Entweder ist sofort klar, wer Franz ist, oder Du musst ihn noch ein bisschen mehr beschreiben. Durch die Frage ist aber sichergestellt, dass ihr beide wisst, über wen gerade gesprochen wird. Denn stell Dir vor, Du sprichst die ganze Zeit von Franz und der andere kann sich überhaupt nicht mehr an ihn erinnern. Sorge dafür, dass Dein Gesprächspartner durch kurze Nachfragen immer am Gespräch beteiligt bleibt (denk ans Tennis) und auch weiß, wovon Du gerade sprichst.

Leidenschaft und Begeisterung

Wer wünscht sich nicht, dass er andere so in seinen Bann ziehen kann, dass sie gespannt jedem Wort lauschen. Der Schlüssel dazu sind drei Dinge:

  • 1. Eine Geschichte erzählen
  • 2. Mit Herz und Ehrlichkeit
  • 3. Wertvoll sein

Geschichten bleiben bei uns am längsten hängen und wir wollen immer wissen, wie sie ausgehen. Das Thema Storytelling ist so wichtig, dass wir in einem der nächsten Monate einen separaten Artikel dazu schreiben werden. Da wirst Du dann lernen, wie eine gute Geschichte strukturiert ist und welche Elemente sie idealerweise haben sollte.

Aber auch die beste Geschichte nützt nichts, wenn Du nicht mit Herz und Ehrlichkeit kommunizierst. Wenn Du von etwas begeistert bist, ist es vollkommen okay, wenn Du lauter und intensiver sprichst. Zeige Deine Begeisterung mit Deiner Stimme und Deiner Körpersprache. Auch zum Thema Stimme werden wir in den nächsten Monaten noch einen Artikel für Dich haben. Denke aber auch immer daran, dass Du Dich nicht verstellst und nur das sagst, was Du selbst glaubst. Andere Menschen merken, wenn Du nicht ehrlich bist. Dann wirst Du schnell von einem charismatischen Kommunikator zu einem Blender, den alle meiden wollen.

Wenn Du etwas erzählst, was einem anderen einen Mehrwert gibt, wird es Dir viel leichter fallen, ihn zu begeistern. Wie kann Deine Geschichte Deinem Gegenüber weiterhelfen? Zu diesem Thema ein schönes Beispiel, das mir vor kurzer Zeit passiert ist:

Ich habe mehrere Semester lang eine Arbeitsgemeinschaft für Studenten an der Uni Hamburg geleitet. Gerade im Sommersemster, wenn es draußen immer wärmer wird, wird die Gruppe der Teilnehmer allmählich kleiner. Ich hoffe zumindest, dass es nicht an meinen Kommunikationsfähigkeiten gelegen hat. 😉

Da die letzte AG-Stunde dieses Semesters schon hinter dem Klausurtermin gelegen hätte, habe ich sie vorgezogen und einfach „Crashkurs“ genannt. Was ich nicht vorhersehen konnte: Zu diesem neuen Termin waren in Hamburg 35 Grad und die AG sollte Freitag von 14-16 Uhr stattfinden. Eine Zeit, zu der die Studenten meistens schon längst das Wochenende eingeläutet haben. Ich habe also mit einer geringen Teilnehmerzahl gerechnet.

Offenbar hatte sich der „Crashkurs“ allerdings herumgesprochen. Denn neben den 20 angemeldeten Teilnehmern kamen auch noch 15 weitere Studenten, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Und das trotz Rekordtemperaturen und einer etwas ungünstigen Uhrzeit.

Allein die Tatsache, dass in der Arbeitsgemeinschaft im Rahmen eines „Crashkurses“ noch einmal alles für die anstehende Klausur wiederholt werden sollte, war für die Studenten ein bedeutender Mehrwert. Wie kannst Du einfließen lassen, dass das, was Du sagst für den anderen auch von Bedeutung ist?

Zusammenfassung

Versuche zunächst ein besserer Zuhörer zu werden. Benutze die Papageien-Technik, um den anderen zum Erzählen zu bringen. Sei bei eigenen Antworten nicht zu kurz angebunden und bedenke immer die folgenden drei Dinge, wenn Du etwas mit Wirkung erzählen möchtest: Geschichte, Herz und Wert.

Andere Menschen begeistern, ohne ein Wort zu sagen!

Wahrscheinlich weißt Du es längst. Schon bevor das erste Wort Deinen Mund verlässt, hat sich Dein Gegenüber einen ersten Eindruck von Dir gemacht. Und diesen Eindruck zu korrigieren, ist unglaublich schwer. Wenn wir ein paar wenige Dinge beachten, können wir unsere Ausstrahlung aber von Beginn an verbessern. Ich möchte Dir heute drei Tricks verraten, mit denen Du in Zukunft Deine Mitmenschen von Dir begeistern kannst.

Deine Körperhaltung als Erfolgsindikator

Wie kannst Du einen Raum betreten und sofort als interessanter und erfolgreicher Mensch wahrgenommen werden? Die Antwort hängt eng mit dem Einführungsartikel der Charisma-Kategorie (Ausstrahlung kommt von innen, oder?) zusammen: Du musst Selbstvertrauen ausstrahlen. Wenn Du nicht einmal selbst von Dir überzeugt bist, wie soll es dann ein anderer sein?

Deine Körperhaltung spielt für Deine Ausstrahlung eine gewichtige Rolle. Wie oft laufen wir alle mit gesenktem Kopf oder hängenden Schultern herum? Dann wirken wir verunsichert und kraftlos. Auf der anderen Seite signalisiert ein hohes Maß an Körperspannung innere Stärke und Selbstvertrauen. Richte Deinen Körper auf und setze ihn unter Spannung. Dabei darfst Du Körperspannung nicht mit verkrampften Bewegungen verwechseln und Dich wie ein Roboter bewegen. Körperspannung bedeutet, seinen Körper bewusst wahrzunehmen und die über 650 verschiedenen Muskeln des Körpers gezielt einzusetzen.

Vielleicht hilft Dir der Vergleich mit einem Händedruck, ein besseres Verständnis für Deine Körperhaltung zu bekommen. Wenn Dir jemand die Hand gibt, gibt es im Grunde drei Szenarien:

  • Typ „Toter Fisch“: Der Händedruck ist völlig leblos und ohne Energie.
  • Typ „Profi“: Der Händedruck ist kraftvoll und angenehm.
  • Typ „Schraubstock“: Der Händedruck ist viel zu stark und unangenehm.

Diese drei Typen gibt es in etwa auch bei der Körperspannung. Ziel ist es, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Wenn Du fast täglich im Fitness-Studio verbringst, ist die Gefahr einer übertriebenen Haltung groß. Du bewegst Dich wie ein Kühlschrank und bist nicht flexibel genug. Wenn Du auf der anderen Seite schon von Haus aus schüchtern und fast nie körperlich aktiv bist, könntest Du als „Toter Fisch“ wahrgenommen werden. Dann wird es jetzt Zeit, mit mehr Selbstvertrauen durchs Leben zu gehen.

Versuche die goldene Mitte (beim Händedruck Typ „Profi“) zu finden, indem Du Dir Feedback von Freunden holst und Dich selbst ein bisschen beobachtest. Eine wichtige Rolle bei der Verbesserung Deiner Körperspannung spielt vor allem Deine Rumpfmuskulatur. Wenn sie gut trainiert ist, fällt Dir die richtige Körperspannung viel leichter! Dazu gibt es zahlreiche Übungen, die Du auch zu Hause ohne Geräte aus dem Fitnessstudio machen kannst. Google ist Dir bei der Suche gerne behilflich.

Neben der richtigen Körperspannung gibt es noch weitere Faktoren, die für das gewisse Etwas von Bedeutung sind. Du solltest versuchen, überflüssige Zappelbewegungen möglichst zu vermeiden. Besser sind größere symmetrische Gesten. Zusätzlich ein langsamerer aber beschwingter Gang. Schnelle Bewegungen vermitteln Hektik und fehlende Souveränität.

Wie Dein Lächeln zu etwas Besonderem wird

Wenn Du einer anderen Person das erste Mal gegenüber stehst, muss sie schnell entscheiden, ob Du Freund oder Feind bist. Ein Lächeln signalisiert intuitiv, dass Du keine Gefahr darstellst. Doch ein aufgesetztes Lächeln reicht nicht aus. Weil heute fast jeder um die Wirkung eines Lächelns weiß, begegnet uns auch fast jeder mit hochgezogenen Mundwinkeln. Trotzdem merken wir meistens instinktiv, wenn es sich um ein manipulierendes, falsches Lächeln handelt.

Was kannst Du also tun, damit Deinem Lächeln mehr Glaubwürdigkeit geschenkt wird? Du musst verhindern, dass Dein Gegenüber den Eindruck bekommt, Du würdest jeden mit einem Lächeln begrüßen, ohne es ehrlich zu meinen. Und das geht mit folgendem Trick:

Verzögere Dein Lächeln ein wenig. Schau in das Gesicht der anderen Person, nimm sie wahr und lächle sie erst dann an. Stell Dir vor Du triffst am Flughafen plötzlich einen alten Freund, den Du seit Jahren nicht gesehen hast. Mitten in der Menschenmasse erkennst Du auf einmal die vertrauten Gesichtszüge. Du schaust ihn an und lächelst erst im zweiten Schritt. Damit sagst Du: „Jetzt habe ich Dich als besonderen Menschen erkannt und deshalb lächle ich Dich an.“ Du zeigst, dass der andere nicht einer unter vielen ist, den Du einfach automatisch anlächelst.

Mit diesem Verhalten hebst Du Dich wohltuend von dem automatischen Grinsen vieler anderer ab. Wenn Du gleichzeitig auch noch Deine Körperhaltung öffnest – was nichts anderes bedeutet, als sich dem Gegenüber direkt zuzuwenden, ohne mit den Armen Deinen Körper zu blockieren -, ist Dein Lächeln für jeden, der es empfängt, etwas wirklich Besonderes.

Selbstbewusster Blickkontakt in zwei Schritten

Es ist eine Kunst, beim Blickkontakt die richtige Balance zu finden. Auf der einen Seite musst Du einer Person lange genug in die Augen schauen, um eine echte Verbindung mit ihr aufzubauen. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, sie zu aufdringlich anzustarren. Mit zwei einfachen Schritten wirkst Du vertrauenswürdiger, freundlicher und stellst eine positive Atmosphäre her.

Schritt 1: Als erstes ist es wichtig, eine wirkliche Verbindung mit der anderen Person aufzubauen. Dazu reicht ein kurzer beiläufiger Blickkontakt nicht aus. Du solltest etwas länger als normal in den Augen des anderen verharren. Besonders wichtig ist, dass es Dich umgekehrt dann auch nicht stört, ebenfalls länger angeschaut zu werden. Denn idealerweise erwidert Dein Gegenüber den freundlichen Blickkontakt. Um sicherzustellen, dass Du wirklich tief in die Augen des anderen schaust, versuche bei einer neuen Person immer als erstes herauszufinden, welche Augenfarbe sie hat. Dann machst Du bei Schritt 1 garantiert nichts falsch.

Schritt 2: Anschließend solltest Du den Blickkontakt halten, ohne aufdringlich zu werden. Dazu gibt es einen simplen Trick. Kennst Du das alte Spiel, bei dem Du eine Lupe zwischen Sonne und Papier hältst und sich nach kurzer Zeit ein kleines Feuer entzündet? Wenn Du mit Deinen Augen zu lange auf die gleiche Stelle schaust, wirkt Dein Blick bohrend. Das kannst Du vermeiden, indem Du Deinen Blick über das gesamte Gesicht streifen lässt. Wandere mit Deinem Blick vom linken Auge zum Mund, dann zur Nase und schließlich zum rechten Auge. Verharre in jeder Position immer für ein paar Sekunden und lass Deinen Blick dann weiter schweifen. So erzeugst Du Wärme und keine unangenehmes Feuer.

Zusammenfassung

Es sind Kleinigkeiten, mit denen Du andere Menschen begeistern kannst. Achte vor allem darauf, dass Du eine gute Körperspannung hast. Das zeugt von Selbstvertrauen und fällt positiv auf! Schenke nicht jedem Dein „0815-Lächeln“, sondern mache Dein Lächeln zu etwas Besonderem, indem Du es ein wenig verzögerst ”“ und ehrlich meinst. Denke immer an Deinen guten Freund am Flughafen. Um eine echte Verbindung mit einem anderen Menschen aufzubauen, hältst Du Dich an die zwei Schritte für einen selbstbewussten Blickkontakt.

Alles kannst Du mit Familie und Freunden üben, um im Ernstfall andere Menschen mit Deiner Ausstrahlung zu beeindrucken. Hol Dir Feedback! Wir können uns selbst nur ganz schwer einschätzen. Alternativ kannst Du Dich auch auf Video aufnehmen.

Du hast weitere Tipps für einen hervorrangenden ersten Eindruck? Schreib doch einfach einen kurzen Kommentar, damit wir alle davon lernen können!

Ausstrahlung kommt von innen, oder?

Wir starten heute eine ganz neue Kategorie bei BeYourBest. Die Artikel kommen exklusiv aus unserem „BeYourBest Inside“-Bereich. Bislang konntest Du hier vor allem mehr darüber erfahren, wie Du Deinen Erfolg selbst in die Hand nimmst (Ziele setzen, Zeitmanagement, Motivation). Vernachlässigt haben wir dabei größtenteils, dass Erfolg auch stark von anderen Menschen in Deiner Umgebung abhängt. Deshalb wollen wir Dir mit der Kategorie „Charisma“ helfen, Deine Wirkung auf andere zu verbessern. Es geht also darum, wie Du Dich in sozialen Situationen selbst besser präsentieren kannst und einfach besser ankommst.

Der heutige Artikel bildet dabei die Grundlage für die kommenden Artikel. Denn bevor wir uns um die beste Körpersprache, den ersten Eindruck oder überzeugendes Präsentieren kümmern, müssen die inneren Voraussetzungen stimmen.

Echte, also ehrliche und nicht manipulierte, Ausstrahlung kommt von innen! Überleg mal: Wenn Du innerlich glücklich bist, siehst Du auch nach außen glücklich aus und benutzt eher positive Worte. Was Du denkst überträgt sich auf Deine Körpersprache und Deine Stimme.

Kennst Du folgende Situation aus einem Kaufhaus?

Du bist in der Bekleidungsabteilung und eine breit grinsende Verkäuferin kommt auf Dich zu und fragt: „Kann ich Ihnen helfen?“ „Nein, ich schaue mich nur um.“, antwortest Du und hoffst, nun in Ruhe weiter einkaufen zu können. Aber dann hast Du etwas gefunden, das Du in der Umkleidekabine anprobieren möchtest. Das versteht die Verkäuferin als Einladung, nun zu kommentieren, wie toll das Kleidungsstück doch zu Deinem Typ passt. Vielleicht bringt sie Dir gleich auch noch weitere (teure) Stücke, die Du unbedingt einmal anziehen solltest.

Ich möchte an dieser Stelle nicht alle Verkäufer als schlechtes Beispiel heranziehen. Es gibt wirklich auch einige gute. Aber gewisse Verkäufer sind auf Anhieb unsympathisch. Wir spüren, dass etwas nicht „stimmt“. Auch wenn die Verkäuferin lächelt und auch sonst alles richtig macht, haben wir das Gefühl, dass das Verhalten nur aufgesetzt und nicht ehrlich ist.

Das passiert, wenn unsere innere Haltung nicht mit dem übereinstimmt, was wir nach außen vermitteln. Deshalb kann Dir jede „Technik“, die Du hier in dieser Kategorie lernen kannst, nur helfen, wenn sie kongruent mit Deinen Gedanken und Gefühlen ist. Und selbst wenn Du ein so guter Schauspieler bist, dass Dein Gegenüber Deine wahren Intentionen nicht bemerkt, hast Du diesen Menschen garantiert für immer verloren, wenn er irgendwann die Wahrheit erfährt!

Berechtigtes Selbstvertrauen

Wenn Du andere Menschen mit mehr Ausstrahlung im täglichen Leben begeistern willst, entsteht diese Kongruenz nur, wenn Du selbst an Dich glaubst. Wie willst Du besser ankommen, wenn Du nicht einmal selbst von Dir überzeugt bist? Deshalb ist Selbstvertrauen für Deine innere Haltung extrem wichtig!

Aber was genau ist Selbstvertrauen eigentlich? Vielleicht hast Du Dir über diese Frage noch nie Gedanken gemacht. Trotzdem weißt Du instinktiv, wann Du an Dich glaubst und wann nicht: In einer Situation geht es Dir richtig gut und Du fühlst Dich wohl in Deiner Haut. In einer Situation fühlst Du Dich sehr unsicher. Ein Beispiel:

Eine Situation, in der wir uns fast alle unsicher fühlen, ist das Betreten eines Raums mit lauter unbekannten Menschen, die sich in kleinen Grüppchen angeregt miteinander unterhalten. Du weißt nicht, wie Du ins Gespräch kommen kannst und fühlst Dich wie ein Fremdkörper. Dir fehlt dann das nötige Selbstvertrauen, weil Du nicht weißt, wie Du Dich verhalten sollst.

Stell Dir auf der anderen Seite einmal vor, Du bist gerade dabei, Dein Lieblingshobby auszuüben. Ein Instrument spielen, Sport treiben oder malen zum Beispiel. Etwas, das Du schon jahrelang machst ”“ vielleicht so oft, dass alle Bewegungen schon automatisch ablaufen. Egal was passiert, Du weißt, dass Du Dein Hobby kannst. Du hast absolutes Vertrauen in Deine Fähigkeiten!

Diese beiden Situationen machen deutlich, was Selbstvertrauen eigentlich ist: Es ist das Gefühl, einer Aufgabe gewachsen zu sein. Dabei musst Du beachten, dass es sich nur um das „Gefühl“ handelt. Mit anderen Worten: Du kannst objektiv berechtigtes und unberechtigtes Selbstvertrauen haben. Denk nur mal an die ganzen „Gesangstalente“ in den deutschen Castingshows.

Dein berechtigtes Selbstvertrauen in bestimmten Situationen hängt damit maßgeblich von Deinem eigenen Selbstbild und Deinen tatsächlichen Fähigkeiten ab. Wenn beides zusammenpasst, hast Du die richtige Balance gefunden (blaue Linie). Das ist berechtigtes Selbstvertrauen. Dein Selbstvertrauen ist nicht zu hoch (rote Linie) und auch nicht zu niedrig (gelbe Linie).

Darstellung Berechtigtes Selbstvertrauen

Ultimatives Selbstvertrauen

Die Konsequenz aus dem Schaubild wäre jetzt eigentlich folgende: Wer mehr berechtigtes Selbstvertrauen haben will, muss sich mehr Fähigkeiten aneignen. Und das ist grundsätzlich auch richtig. Wenn Du in einem bestimmten Bereich selbstbewusster sein möchtest, ist das die sicherste Methode: Eigne Dir die notwendigen Fähigkeiten an und steigere so kontinuierlich Dein Selbstvertrauen.

Aber es gibt noch eine höhere Ebene, die wir bisher nicht berücksichtigt haben: Ich nenne es „Ultimatives Selbstvertrauen“. Denn klar ist, dass wir alle immer wieder in Situationen geraten, bei denen uns die nötigen Fähigkeiten fehlen werden. Trotzdem gibt es Menschen, die auch in solchen Lagen noch eine innere Ruhe ausstrahlen, die sagt: Ich bekomme das in den Griff! Und diese Haltung ist kongruent mit der inneren Welt. Diese Menschen sind nicht zu selbstbewusst (rote Linie), sondern haben eine andere Ebene erreicht, für die das obige Bild nicht gilt. Ultimatives Selbstvertrauen heißt, unabhängig von Deinen Fähigkeiten darauf zu vertrauen, eine Situation meistern zu können. Es entsteht, wenn wir uns selbst für das respektieren, was wir können und was nicht.

Das ist natürlich sehr abstrakt. Was kannst Du konkret machen, um mehr ultimatives Selbstvertrauen zu entwickeln?

Tu so, als hättest Du ultimatives Selbstvertrauen!

Wie Du das machst? Indem Du die Haltung von Menschen mit ultimativen Selbstvertrauen „kopierst“. Diese Art von Selbstvertrauen entsteht bei Menschen, die…

  • akzeptieren, dass sie nie alles können werden.
  • ehrlich sagen, wenn sie etwas nicht wissen oder können.
  • verstehen, dass Selbstvertrauen nicht damit zusammenhängt, ob sie besser als andere sind.
  • bereit sind, von anderen Menschen Hilfe entgegenzunehmen.
  • jeden Tag versuchen, ihr Bestes zu geben.
  • wissen, dass auch Niederlagen kommen werden.

Jetzt wirst Du absolut mit Recht sagen, dass dieser „Fake it till you make it“-Ansatz dem Kongruenz-Gedanken von oben vollkommen widerspricht. So tun als ob, ist doch genau das, was die Verkäuferin in unserem obigen Beispiel macht. Aber ultimatives Selbstvertrauen kannst Du von beiden „Seiten“ erreichen: Durch das Ändern Deiner inneren Haltung oder Deiner äußeren Darstellung. Ich will Dir das anhand eines Beispiels zeigen:

Ultimatives Selbstvertrauen: Durch Deine innere Haltung und Deine äußere Darstellung

Wenn Du im Inneren absolut glücklich bist, äußert sich dieses Glück nach außen meistens auch durch ein Lächeln (1). Andersherum ist es aber auch erwiesen, dass Du mit Hilfe eines äußeren Lächelns auf Deine innere Haltung sehr positiv einwirken kannst (2). Die beste Variante ist allerdings die Nummer 3! Wenn Du gleichzeitig an Deiner inneren Haltung und Deiner äußeren Darstellung arbeitest, potentiert sich das Ergebnis. In unserem Beispiel bist Du innen glücklicher und zeigst dies auch nach außen mit einem breiten Grinsen. Und dann ist auch die Kongruenz wieder gewahrt.

Wie zeigt sich Selbstvertrauen nach außen?

Damit bleibt natürlich noch die Frage, wie Du Selbstvertrauen ausstrahlen kannst. Denn die Eigenschaften der obigen Aufzählung müssen sich bei dem eben vorgeschlagenen „Fake it till you make it“-Ansatz auch nach außen bemerkbar machen.

Dazu gibt es in den folgenden Artikeln dieser Kategorie natürlich noch zahlreiche Tipps und Techniken. Aber als Einstieg folgende Beobachtung:

Selbstvertrauen äußert sich durch das, was Du nicht machst!

Menschen, die über viel Selbstvertrauen verfügen, fallen meistens durch ihre bedachte und entspannte Art auf. Nervöse Bewegungen kannst Du bei ihnen nicht wahrnehmen. Jede Handlung scheint wohl überlegt und mit einem Ziel vor Augen zu geschehen. Wie bei Deinem Lieblingshobby, wirkt alles vollkommen natürlich. Wer Selbstvertrauen ausstrahlt, zeichnet sich also gerade dadurch aus, dass er auf die (überflüssigen) hektischen Reaktionen verzichtet und so letztlich anderen das Gefühl vermittelt, jeder Aufgabe gewachsen zu sein.

Du kannst also versuchen, eine ruhigere Grundhaltung auszustrahlen. Gehe bewusst etwas langsamer oder senke Dein Redetempo ein wenig. Pass aber darauf auf, dass Du dadurch nicht lustlos und gefühllos wirkst.

Eine faszinierende Ausstrahlung hat viel mit Deinem Selbstvertrauen zu tun. Lies noch einmal die Liste der Eigenschaften, die für Dein ultimatives Selbstvertrauen wichtig sind. Versuche in den nächsten Tagen bewusst darauf zu achten, wer auf Dich selbstbewusst wirkt und warum. Anschließend kannst Du vielleicht ein paar Verhaltensweisen „kopieren“. Achte aber gleichzeitig darauf, dass Deine innere Haltung möglichst kongruent zu Deinem äußeren Bild ist.

Das Pareto-Prinzip

Richtig angewandt kann das sogenannte Pareto-Prinzip Dein Durchbruch zu mehr Erfolg bedeuten. Denn was der italienische Ökonom Vilfredo Pareto schon am Anfang des 20. Jahrhunderts als Gesetzmäßigkeit entdeckte, kann Dir dabei helfen, viel mehr zu schaffen und gleichzeitig viel weniger dafür zu arbeiten. Klingt gut? Na dann los…

Pareto stellte Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Untersuchung fest, dass 80 Prozent des italienischen Grund und Bodens im Eigentum von nur 20 Prozent der Bevölkerung stand. Inzwischen hat man herausgefunden, dass diese 80/20 Regel auf fast alle Bereiche des Lebens anwendbar ist. Ein paar Beispiele:

  • 20% der Kunden sorgen für 80% des Gewinns
  • Von allen Menschen, die Du im Laufe eines Jahres anrufst, sprichst Du 80% der Zeit mit nur 20% der Leute
  • 20% der Mitarbeiter eines Unternehmens sind für 80% der Krankheitstage verantwortlich
  • 20% der Fischer fangen 80% der Fische
  • 80% der Zeit trägst Du nur eine Auswahl von 20% all Deiner Sachen im Kleiderschrank

Hier noch einmal eine grafische Darstellung:

Die 80/20 Regel bildlich dargestellt

Wie kannst Du das Pareto-Prinzip für Deinen persönlichen Erfolg praktisch anwenden?

Wir können eine ganz entscheidende Sache von dieser 80/20 Regel lernen: Es ist möglich, mit sehr wenig Aufwand ein hervorragendes Ergebnis zu erzielen. 20% Deiner Arbeit bringen Dir 80% der Ergebnisse. Nimm ein Ziel oder ein Projekt, an dem Du gerade arbeitest, und stell Dir vor, Du müsstest es statt in 30 Tagen in 6 Tagen zu Ende bringen. Angesichts der vollen To-Do Liste ist das eigentlich kaum vorstellbar. Aber was sind die kritischen Schritte? Was musst Du tun, damit das Projekt in 6 Tagen steht?

Du wirst feststellen, dass es wider Erwarten gar nicht so viele Dinge sind, die absolut kritisch für das Projekt sind. Eine Vielzahl kleinerer Aktivitäten kannst Du streichen, ohne dass das Gesamtprojekt gefährdet ist. Vielleicht hättest Du es in 30 Tagen noch besser hinbekommen. Aber überleg Dir mal, wie viel Zeit Du gerade dadurch gespart hast! Wenn Du für ein Jahr 12 Projekte á 30 Tage eingeplant hast und nach diesem System vorgehst, bist Du Mitte März komplett fertig.

Wie oft halten wir uns aber an unwichtigen Details auf oder tun Dinge, die uns überhaupt nicht näher an unser Ziel heranbringen? Das Pareto-Prinzip anwenden heißt auch, rigoros Belangloses aus Deinem Leben zu streichen. Sei es stundenlanges Surfen im Internet, sinnlose Diskussionen führen oder ständiges Multitasking.

Perfektionismus und Konsequenz

Vielleicht denkst Du gerade, dass die Idee der 80/20 Regel zwar ganz nett ist, Dir aber nicht hilft, weil Dein Projekt eben zu 100% sitzen muss und nicht zu 80%. Und ganz ehrlich: Mir geht es häufig genauso. Irgendwie sind wir alle Perfektionisten, die erst zufrieden sind, wenn auch die letzten Details stimmen. Und aus diesem Grund ist die konsequente Umsetzung des Pareto-Prinzips sehr schwer.

Aber führ Dir noch einmal vor Augen, wie viel Zeit Du sparen kannst, wenn Du nur die wenigen wichtigen Schritte erledigst! Mein Vorschlag für Dich ist folgender: Wende das Pareto-Prinzip zumindest bei den täglich anfallenden Dingen an, die nicht so wichtig sind. Lies eine E-Mail an einen guten Freund am Ende nicht noch einmal auf Inhalt und Rechtschreibung durch, sondern klick einfach auf Senden. Grüble nicht ewig über den perfekten Plan, fang einfach an. Kürze Deine Zeit im Internet um 80 Prozent, indem Du überlegst, welche Informationen Du wirklich brauchst.

Teste dieses Prinzip einmal an kleinen Projekten aus und Du wirst sehen, dass es wirklich funktioniert. Wie Du dann die gewonnene Zeit nutzt, bleibt Dir überlassen. Noch ein letzter Tipp zum Abschluss: Wie findest Du die wichtigste Aufgabe des Tages? Es ist fast immer die, die Du am liebsten den ganzen Tag über aufschieben würdest. Mit der fängst Du ab Morgen immer an!

Motivation – Eine Einführung

Das Wort “Motivation” begegnet Dir heutzutage ständig und Du kannst immer wieder lesen, wie wichtig Motivation ist, wenn Du etwas erreichen willst. Aber was genau bedeutet Motivation eigentlich und wie motivierst Du Dich? Erste Antworten gibt es in dieser Einführung, alles Weitere findest Du in den anderen Artikeln der Kategorie Motivation heraus.

Motivation ist Deine innere Kraft und Leidenschaft, die Dich dazu bringt, zu handeln und Ziele zu erreichen. Klare Ziele zu haben, ist zwar absolut notwendig, aber Deine Motivation hilft Dir dabei, anschließend den ersten Schritt zu gehen und jeden Tag ein kleines Stückchen weiterzukommen. Häufig ist Motivation also nicht viel mehr als eine Zündkerze, die für den ersten Funken sorgt, damit der Motor ins Rollen kommt. Aber auch zum Durchhalten brauchst Du meistens viel Motivation.

Wann warst Du das letzte Mal richtig motiviert? Wann hattest diesen inneren Drang, etwas unbedingt erledigen zu wollen, und hast alles um Dich herum vergessen? Du arbeitest dann mit viel Dynamik und Entschlossenheit an allen Aufgaben. Alles geht schnell von der Hand und macht Spaß. Du hast das Gefühl, dass Dich niemand auf der Welt stoppen kann. Dieses Gefühl wollen wir jetzt aus Dir herausholen.

Wie entsteht Motivation?

Du kannst ganz allgemein zwischen zwei verschiedenen Arten von Motivation unterscheiden: Extrinsische und intrinsische Motivation. Extrinsisch steht für ein von außen kommendes Ereignis. Bezogen auf Deine Motivation bedeutet das, dass Du von äußeren Einflüssen motiviert wirst.

Extrinsische Motivation

Du tust etwas für Geld, weil Dein Chef Dich angeschrien hat oder um einen Wettbewerb zu gewinnen. Du vermeidest ein bestimmtes Verhalten, weil Du nicht bestraft werden willst oder Anerkennung anstrebst.

Intrinsische Motivation auf der anderen Seite kommt von innen. Du tust etwas, weil Du es willst.

Intrinsische Motivation

Du tust etwas, weil Du darin besser werden oder ein selbst gestecktes Ziel erreichen willst. Du vermeidest ein bestimmtes Verhalten, weil es Deiner inneren Überzeugung widerspricht.

Grundsätzlich schlägt intrinsische extrinische Motivation

Arme Leute arbeiten für Geld, reiche Leute, weil es ihnen Spass macht. Will Smith

In der Vergangenheit konnte bei sozialen Experimenten immer wieder gezeigt werden, dass die intrinsische Motivation jedenfalls langfristig wesentlich besser für Dich ist als Motivation von außen. Besonders bei Dingen, die Du eigentlich sehr gerne tust, kann extrinsische Motivation sich sogar schädlich auswirken. Denn wir gewöhnen uns schnell daran, eine Belohnung für ein Verhalten zu bekommen, und meiden es dann später, wenn wir nichts mehr dafür bekommen. Folgendes Beispiel illustriert diesen Effekt:

Kinder wurden in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt und dann jeweils für eine Stunde mit Stiften und Papier alleine in einem Raum gelassen. Während Gruppe 1 wortlos in den Raum geschickt wurde, erhielt Gruppe 2 den Hinweis, dass sie für das Malen von Bildern am Ende Süßigkeiten bekommen. Beide Gruppen nutzten die Zeit, um Bilder zu malen.

Malendes Kind

Foto: Paul Bonhomme / flickr.com

Eine Woche später wiederholte man das Experiment, so dass sich bei Gruppe 2 nun fest das Muster eingeprägt hatte: Wenn ich male, bekomme ich Süßigkeiten. Gruppe 1 malte die Bilder zum Zeitvertreib, weil sie daran Spaß hatten. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeigte sich, dass die Kinder, die für die Belohnung malten, weniger Interesse am Malen hatten. Sie taten es nur noch für die Süßigkeiten.

In der dritten Woche bekam Gruppe 2 dann wie Gruppe 1 keine Süßigkeiten mehr. Hier zeigte sich das wahre Ausmaß der unterschiedlichen Vorgeschichte. Die zweite Gruppe war größtenteils nicht mehr bereit, die Zeit zum Malen zu nutzen. Selbst Kinder, die in ihrer Freizeit sonst gerne malten und damit eigentlich eine hohe intrinsische Motivation mitbrachten, weigerten sich in dieser Belohnungsumgebung, Bilder zu malen.

Extrinsische Motivation ist deshalb aber nicht immer schlecht. Denn wie oft musst Du langweilige Dinge tun, auf die Du keine Lust hast? Intrinsische Motivation lässt sich dann nicht so einfach aus dem Hut zaubern. Deine Motivation kannst Du dann aber steigern, indem Du entweder mit Belohnungen arbeitest oder Dich in einem Wettbewerb mit anderen misst. Stell Dir vor, Du müsstest 500 Briefe eintüten, frankieren und abschicken. Wie viel motivierter wärst Du, wenn Du mit einem Kollegen um ein Essen wettest, wer als erstes 250 Briefe fertig gestellt hat und ihr Euch dabei auch noch gegenüber sitzt? Gerade monotone Arbeiten sind deshalb besonders geeignet für extrinsische Anreize.

Erfolg als größter Motivator

Ganz unabhängig von der Unterscheidung zwischen intrinischer und extrinsischer Motivation ist das Erreichen eines Ziels in doppelter Hinsicht die beste Motivation. Denn eine erfolgreich abgeschlossene Aufgabe kombiniert die innere Zufriedenheit mit der äußeren Belohnung. Daraus ergibt sich ein ganz einfacher Zusammenhang:

Wenn wir mehr für ein Ziel tun, sind wir grundsätzlich schneller und besser, was unsere Motivation aufrecht erhält. Das Gefühl, etwas erreicht zu haben oder neue Fähigkeiten erlernt zu haben, kannst Du deshalb für eine Art Aufwärtsspirale nutzen, bei der Deine Motivation immer weiter steigt. Umgekehrt ist es aber auch möglich, dass die Spirale nach unten zeigt: Wenig Motivation – wenig Einsatz – Ziel nicht erreicht – noch weniger Motivation.

Wie kannst Du Dir also die Initialzündung geben, dass Deine Motivation immer weiter steigt? Wenn Du Deine eigenen Ziele wenig motiviert angehst, liegt das oft daran, dass Du selbst nicht an das Erreichen des Ziels glaubst. Damit Dein großes Ziel nicht so überwältigend wirkt, unterteile es in mehrere Zwischen- bzw. Nahziele. Diese kleinen Ziele gliederst Du dann in leicht durchzuführende Aufgaben. Denn je mehr kleine Aufgaben Du erledigst, die Dich näher an Dein großes Ziel bringen, desto bestimmter und selbstbewusster gehst Du vor. So wächst auch Deine Motivation Stück für Stück!

Denk jetzt einmal an die verschiedenen Aufgaben, die Du heute oder morgen noch erledigen musst. Wie kannst Du Deine Motivation steigern? Gibt es Dinge, für die Du Dich auch selbst (intrinsisch) begeistern kannst? Wie könntest Du langweilige Aufgaben mit ein paar extrinsischen Anreizen würzen? Versuche Deine gewonnen Erkenntnisse in den nächsten Tagen bewusst einzusetzen!

Vom Wunschtraum zum Ziel

Jedes Ziel ist am Anfang nur der Wunsch, etwas Außergewöhnliches zu erreichen. Nur wenige Menschen schaffen es, diesen Traum durch aktives Handeln auch tatsächlich zu erreichen. Für die meisten bleiben die größten Ziele ein Leben lang nur Träume vergangener Tage, weil sie einfach nie den ersten Schritt machen.

Du stehst Dir aber nicht nur selbst im Weg. Denn sobald Du anfängst, von etwas Großem zu träumen, hörst du immer wieder Sätze wie diese: „Wie willst Du das denn schaffen?“, „Bleib lieber in den gewohnten Bahnen, Dir geht es doch gar nicht so schlecht“, “Komm endlich aus Deiner Traumwelt und verdien lieber mal richtiges Geld!“ oder „Das hat vor Dir auch kein anderer geschafft!“. Diese negative Haltung gegenüber Deinen Träumen hat vor allem zwei Gründe:

Der Schutzmechanismus

Alle haben klein angefangen.

Erstens wollen Familie und Freunde Dich in der Regel vor dem Schmerz des Scheiterns schützen. Denn Deine großen Träume scheinen für sie einfach unerreichbar. Enttäuschungen und Rückschläge werden Dich aber immer auf dem Weg zu Deinen Zielen begleiten. Niemand wird innerhalb kürzester Zeit zum Millionär, zum Comedian oder zum Olympiasieger. Alle haben klein angefangen.

Du darfst nie den Fehler machen, Dich von Beginn an mit den Menschen zu vergleichen, die Deinen Traum schon erreicht haben! Sie können für Dich Vorbild und Inspiration sein, aber wenn Du Deine ersten Babyschritte gehst, kannst Du Dich noch nicht mit Ihnen messen. Wenn Du Freunden und Familie beispielsweise erzählst, dass es Dein größter Traum ist, 500 Menschen in einem Raum als Comedian zum Lachen zu bringen, werden sie Dich sofort mit den erfolgreichsten Stars des Geschäfts vergleichen. Dass Du auch so etwas schaffen kannst, können sie sich nicht vorstellen, weil sie nicht wissen, wie diese Stars einmal angefangen haben.

Die Fantasie, wie der Weg nach oben aussieht, musst Du mitbringen. Mach dabei aber auch selbst nicht den Fehler, Deine Leistungen mit denen Deiner Vorbilder zu vergleichen, die schon Jahre harter Arbeit in das Vorhaben gesteckt haben. Wenn Du allerdings jeden Tag einen kleinen Schritt machst, wirst Du Deinem Traum immer näher kommen und merken, wie Du immer besser wirst.

Angst vor Veränderung

Wer erwartet, dass Veränderung angenehm und ohne Konflikte verläuft, hat aus der Vergangenheit nichts gelernt. Joan Wallach Scott

Zweitens haben die Menschen, die Dir schon von Anfang an von dem Streben nach Deinen größten Träumen abraten, Angst, Dich zu verlieren. Das Erreichen eines großen Traums bringt immer auch Veränderung mit sich, weil Du über Dich hinauswachsen musst.

Das kann Dich unter Umständen von diesen Menschen entfremden, wenn sie selbst in ihrer Entwicklung stehen bleiben. Sie wollen deshalb, dass Du so bleibst wie Du bist. Das ist ein natürlicher Instinkt, der das Ziel verfolgt, den Zusammenhalt einer Gruppe zu sichern.

So hart es sich auch anhört, manchmal musst Du Dich einfach etwas von alten Freunden oder Familie abkapseln, damit Du Deinen Traum in die Tat umsetzen kannst. Zumindest aber solltest Du versuchen, neue Bekannschaften zu machen, die einen ähnlichen Traum verfolgen wie Du oder ihn schon erreicht haben. Es hilft Dir in schwierigen Zeiten nämlich sehr viel weiter, wenn Du Menschen an Deiner Seite hast, die Dich immer wieder bestärken.

Entscheide Dich für Deinen Traum

Träume zu haben, ist die Grundvoraussetzung, um persönlichen Erfolg zu definieren. Was viele andere Menschen von Deinen Träumen halten, hast Du eben gelesen. Lass Dich davon nicht abhalten, sondern geh den ersten Schritt: Mach aus Deinem vagen Traum ein erreichbares Ziel! Es reicht nicht, nur in Tagträume zu verfallen und auf eine Karriere als Popstar zu hoffen. Auch wenn Visualisierung Dich beim Erreichen Deiner Ziele unterstützen kann, solltest Du mit Hilfe der SMART-Methode aus Deinem Traum ein Ziel machen, für das Du auch etwas tun kannst.

Letztlich kannst nur Du selbst Dich davon abhalten, Deine Träume zu verwirklichen. Lass Dich von Menschen, die nicht an Dich glauben nicht zu sehr beeinflussen und glaub an Dich. Aber denk immer daran, dass der Glaube an Dich am Ende nicht reicht. Mach den ersten Schritt!

Es ist Zeit, endlich zu handeln!

Die Wahrheit über Optimismus und Erfolg

Wahrscheinlich hast Du folgendes schon einmal gehört: Optimismus hat positiven Einfluss auf Deine körperliche Befindlichkeit, Deine Glücksgefühle und sogar die Länge Deines Lebens. Als Optimist wirst Du seltener krank und zeigst im Vergleich zu Pessimisten im Durchschnitt deutlich bessere Leistungen. Warum kann Dir Optimismus also schaden? Und wie kannst Du es besser machen?

Das Stockdale Paradox

Jim Collins erzählt in seinem Buch „Der Weg zu den Besten“ eine sehr lehrreiche Geschichte von Admiral James Stockdale, der 7 Jahre in vietnamesischer Kriegsgefangenschaft verbrachte und dort regelmäßig gefoltert und geschlagen wurde. Auf die Frage von Collins, wie er es schaffte zu überleben, antworte er:

Ich habe nie den Glauben an ein gutes Ende verloren. Und ich war fest davon überzeugt, rauszukommen und am Ende sogar als “Sieger” dazustehen. Ich wusste, dass die Erfahrung später zum Schlüsselerlebnis in meinem Leben werden würde.

Collins fragte weiter, wer nicht überlebte.

Das ist einfach, die Optimisten. Das waren diejenigen, die gesagt haben, „Bis Weihnachten sind wir wieder zu Hause.“. Und als Weihnachten vorbei war, hofften sie auf Ostern und dann Thanksgiving. Und schließlich war schon wieder Weihnachten. Sie starben an einem gebrochenen Herzen.

Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass positives Denken und unbegründeter Optimismus alle Probleme lösen können, zeigt diese Geschichte, dass eine uneingeschränkt positive Haltung eher ein Hindernis sein kann. Jim Collins nennt diesen Zusammenhang das „Stockdale Paradox“. Optimismus, der vollkommen realitätsfern ist, ist schädlich für uns. Denn wenn wir an etwas glauben, was mit der Realität nichts zu tun hat, ist die Enttäuschung größer als die eines Pessimisten, der schon zu Beginn keine Hoffnung hatte.

Falscher Optimismus

Was für das Überleben in einem Kriegsgefangenenlager gilt, hat aber auch im normalen Leben praktische Relevanz. Wer immer nur hoffnungsvoll und voller Freude das halbvolle Glas betrachtet, täuscht sich selbst und ist meist weit entfernt von einem erfolgreichen Leben. Denn oft machen unverbesserliche Optimisten den großen Fehler, nur auf ihre positive Lebenseinstellung zu setzen und Feedback von außen nicht mehr zuzulassen.

Es wird nie alles großartig und schön sein! Wenn Du nie traurig bist, vor wichtigen Präsentationen nicht nervös und ängstlich bist oder nie Frustration verspürst, bist Du nicht glücklich, sondern leer und emotionslos.

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Positives Denken reicht nicht!

Die Lösung lautet wenig überraschend allerdings auch nicht, dass Du von nun an als Pessimist durchs Leben ziehen sollst. Es geht stattdessen darum, einen gesunden Optimismus zu entwickeln, der auf einer positiven Lebenseinstellung basiert, die Realität aber nicht aus den Augen verliert.

Als gesunder Optimist glaubst Du trotz der Schwierigkeiten an ein gutes Ende, blickst aber gleichzeitig der bitteren Wahrheit der momentanen Situation ins Auge, egal, wie unangenehm diese ist.

Aber Achtung! Dieser gesunde Optimismus ist nur eine Zutat für ein erfolgreiches und glückliches Leben. Tal Ben-Shahar, einer der führenden Wissenschaftler auf dem Feld der Positiven Psychologie, zählt Leidenschaft und die Bereitschaft, hart an den eigenen Zielen zu arbeiten, neben einem gesunden Optimismus zu den zwei weiteren Säulen des Erfolgs. Verlasse Dich also nicht allein auf Dein positives Denken, auch wenn Du gleichzeitig der Realität ins Auge blickst.

Zum Thema Optimismus, der Säule, um die wir uns in diesem Artikel kümmern, sagt Ben-Shahar:

Ein realistischer Optimist ist ein Mensch, der nicht glaubt, dass alles zu seinem Besten passiert, sondern der versucht, das Beste aus den Geschehnissen zu machen.

Wird Dir der Unterschied zwischen den beiden Haltungen klar?

Wenn du glaubst, dass sich immer alles zum Besten wendet, musst Du wie die Kriegsgefangenen in Vietnam immer wieder mit einem gebrochenen Herzen leben. Wenn Du dagegen versuchst, das Beste aus dem zu machen, was das Leben Dir vorsetzt, bist Du in einer viel aktiveren Position. Du musst mit dieser Einstellung nicht alles passiv ertragen und hoffen, dass sich alles zum Besten wenden wird, sondern bleibst der Gestalter Deines Lebens.

Wie Du in drei Schritten zu einem gesunden Optimisten wirst

Wenn Du Dein Leben also aktiv gestalten und Deine (vielleicht momentan sogar unrealistischen) Ziele verwirklichen willst, wirst Du als gesunder Optimist den größten Erfolg haben. Mit diesem gesunden Optimismus durch das Leben zu gehen, müssen wir allerdings alle lernen, weil es sehr schwer ist, die Mischung aus Optimismus und Realität zu finden. Mit diesen drei Schritten kannst Du Deinen gesunden Optimismus aber stärken:

Schritt 1

Der erste Schritt ist, Menschlichkeit zuzulassen. Konkret bedeutet das, dass Du nach einem Misserfolg nicht alles positiv sehen musst und negative Gefühle nicht einfach mit anderen schönen Gedanken überdecken solltest. Wenn Du entäuscht oder wütend bist, lass es raus! Gestehe Dir zu, menschlich, also fehlbar zu sein.

Schritt 2

Erst danach folgt mit Schritt 2 der kritische Rückblick. Erfolgreiche Menschen versuchen, aus ihren Fehlern zu lernen und sie in Zukunft zu vermeiden. Dazu ist es auch wichtig, dass Du Menschen hast, die Dir ihre ehrliche und schonungslose Meinung sagen, damit Du nicht nur auf Deine eigene Wahrnehmung angewiesen bist.

Schritt 3

Im letzten Schritt begibst Du Dich in die Vogelperspektive Deines Lebens. Von dort aus wird Dir schnell klar, dass der Misserfolg nur ein kleiner Teil Deines Lebens ist und am Ende kaum Bedeutung haben wird. Es handelt sich nur um ein temporäres Ereignis und nicht einen permanenten Zustand. Wenn wir zum Beispiel bei einem sportlichen Wettkampf eine bittere Niederlage erleben, kann unser Leben ansonsten wunderbar sein. Im Moment der Niederlage werden wir das nicht bemerken. Aber nach einigen Stunden oder Tagen können wir mit anderen Augen auf dieses einzelne Ereignis schauen und das große Bild betrachten.

Als gesunder Optimist stehst Du also fest mit beiden Beinen im Leben und übernimmst aktiv mit positiven Wünschen die Gestaltung Deines Lebens. Dabei ist Dir klar, dass Rückschläge Teil des Lebens sind und Du von ihnen lernen musst, um langfristig erfolgreich zu sein. Versuche diese Einstellung mit den drei Schritten immer wieder zu üben!

China mal anders – Aus dem Reich der Mitte

Noch weit mehr als dies für die meisten Kulturen der Fall ist, prägt unser Bild von China vor allem Vorurteile ”“ noch dazu meist negativ behaftete.  Wie sollte dies auch anders sein? Die wenigsten Deutschen hat es schon einmal in das Reich der Mitte verschlagen, denn nicht nur die schier physische Distanz, sondern auch die gewaltigen kulturellen Unterschiede umnebeln auch noch im 21. Jahrhundert unsere Vorstellung von einer Kultur, wie sie fremder kaum sein könnte.

Doch können wir uns es inmitten eines reifen und aufgeklärten Europas des 21. Jahrhunderts wirklich leisten die Augen vor dem großen Drachen zu verschließen? Auf den ersten Blick scheint es so, denn außer Chinarestaurants, hinter denen sich hie und da auch oft ein vietnamesischer Koch versteckt (mal ehrlich: wem fällt das schon auf?), dem Brauch des Feuerwerks und dem bei chinesischem Essen obligatorischen Glückskeks hat die chinesische Kultur bisher kaum Spuren in unserer Gesellschaft hinterlassen.

China mal anders - Bild 1

Jenseits von Stereotypen

Um gleich aufzuräumen: Frühlingsrollen habe ich in ganz China nur ein einziges Mal auf einer Speisekarte gesehen: In einem renommierten Pekinger Restaurant bot die Speisekarte eine grotesk wirkende letzte Seite mit dem Titel Chinese food for western guests.

Glückskekse wurden in Kalifornien erfunden und sind in China gänzlich unbekannt.

Und während italienische Nudeln durchaus noch in Italien produziert werden, so las ich mit Erstaunen auf einer Packung roter Knallkörper die mir zum chinesischen Neujahrsfest von Kindern auf der Straße angeboten wurde China-Böller ”“ BAM geprüft! Und ach ja: Glückskekse wurden in Kalifornien erfunden und sind in China gänzlich unbekannt.

Das Fernsehen ist voll von China-Dokus, chinesische Studenten stellen in Deutschland den größten Teil der ausländischen Studenten und kaum ein mittelständisches Industrieunternehmen kann es sich noch leisten sich nicht mit China zu beschäftigen. Doch was wissen wir wirklich über das Reich der Mitte und vor allem der Lebensart der Menschen? Bei allem Mahnen und Meckern über Menschenrechte und die Umweltfeindlichkeit der Chinesen scheint es kaum möglich, dass wir beim genaueren Hinsehen auch noch etwas lernen können. Doch genau davon bin ich überzeugt.

Nur ein bisschen mehr kollektiv

Unsere westliche Gesellschaft ist vor allem vom Streben nach Individualität geprägt. Jeder möchte unique sein. Das Kleine kommt vor dem Großen. Die Hysterie des einzelnen, der von einer der Allgemeinheit helfenden Entscheidung berührt wird, ob politisch oder wirtschaftlich, erklingt bald jeden Tag in der Presse.  I sure ain”™t no socialist… aber nur ein Hauch von chinesischem Utilitarismus täte unserer Gesellschaft manchmal ganz gut.

Das Denken von Groß nach Klein ist in der chinesischen Gesellschaft tief verankert ”“ lange bevor man überhaupt das Wort Kommunismus kannte. Das lässt sich schon an der Art ablesen, wie man in Asien das Datum schreibt: Jahr ”“ Monat ”“ Tag. Auch eine Adresse fängt nicht mit der Straße an, sondern mit China ”“ Provinz ”“ usw…  Ein gewisses Im Auge behalten des Greater Picture konkurriert doch nicht mit persönlicher Entfaltung. In Norddeutschland gehen wir oft zum Lachen in den Keller, zeigen uns aber gerne missmutig und erschöpft vom Übel der Welt. Vice versa in China: Öffentlich ausgetragene Lethargie und Pessimismus ist mir nie, Herzlichkeit und Lebenseifer dafür umso öfter begegnet.

Kinder: Sinn des Lebens?… !

Es ist schon paradox, wenn hierzulande (fast) alles dafür getan wird, die Gesellschaft zu mehr als 1,4 Kindern zu bewegen, vom Elterngeld über den Ausbau von Krippenplätzen, wenn anderswo in der Welt bereits den Eltern zweiter Kinder heftige Sanktionen drohen, im schlimmsten Fall sogar Sterilisation. China mal anders - Bild 21 Die eigenen Nachkommen haben in China zu jeder Zeit die zentrale Rolle im Leben einer Familie inne gehabt. Daran hat auch die Ein-Kind-Politik nichts geändert.  Eltern bringen die größten Opfer für ihr meist einziges Kind. So teilt sich manch eine Familie auf zwei Wohnorte auf, nur um dem Kind einen kürzeren Schulweg zu bieten.

Ich persönlich betrachte die in Deutschland meines Erachtens abnehmende Bereitschaft seine eigenen Interessen hinter die der Familienplanung zu stellen (das gilt natürlich für Frauen wie für Männer) mit größter Sorge. Es ist die Hingabe der Eltern, die ich im Kindergarten selbst erleben durfte, die ich hierzulande so vermisse. Manchmal, so scheint es mir, verkommen Kinder made in Germany zum Lifestyle-Symbol und Alleinerziehung wird zu einer politischen Einstellung. Moderne chinesische Eltern würden ihre eigenen Bedürfnisse nie vor die ihrer Kinder stellen.

Die beste Küche der Welt

… ist die chinesische (Die chinesische Küche n”™existe pas ”“ es gibt 8 Regionalküchen). Davon ist zumindest jeder Chinese hundertprozentig überzeugt. Fakt ist jedenfalls, dass sie eine der vielseitigsten der ganzen Welt ist. Jahrhundertelange Armut hat dazu geführt, dass die Menschen besonders Tiere weitaus besser verwerten als wir es tun. Der Anblick von Entenköpfen oder Hühnerfüßen mag für die meisten Europäer kein schöner sein aber bei nüchterner Betrachtung ist das nicht mehr als unbegründete Dekadenz. Gekocht wird immer frisch. Wer einmal daran denkt, was wir alles aus Kühlschrank und Tiefkühler konsumieren, merkt schnell, was nur frisch wirklich bedeutet.

Gegessen wird immer am runden Tisch mit einer drehbaren Glasplatte in der Mitte. Bestellt wird grundsätzlich alles: Eine Vielfalt an Gemüsegerichten, Fisch und Fleisch gehören zu jeder ausgedehnten Mahlzeit. Der Gastgeber entscheidet und wägt nach chinesischer Tradition ein optimales Gleichgewicht der verschieden Speisen. Anschließend werden immer mehr Teller aufgetischt, von denen sich jeder so viel nimmt wie er möchte. So bald der erste Teller steht geht es los. Es wird so viel aufgetischt, dass alle drei Mal sattwerden könnten. Dann wird Bier in Massen getrunken, denn Prost heißt 干杯 sprich gānbÄ“i und bedeutet wörtlich trockenes Glas. Leider schrecken Chinesen auch nicht davor zurück das mit teurem Wein, der auch schon mal mit Cola gemischt wird, zu tun; aber da drücke ich ein Auge zu.

Man is(s)t nie alleine

Es wird gekleckert, geschlürft, geschmatzt und sich laut unterhalten. Wenn der Tisch nachher aussieht wie ein Schlachtfeld muss es jedem geschmeckt haben. Anschließend zahlt der Gastgeber für alle ”“ die Rechnung zu teilen käme niemals in Frage. Zurück in Europa sitze ich dann im Restaurant vor meiner Karte, muss mich für genau ein überteures Gericht entscheiden, obwohl ich mit mindestens 4 liebäugle, und dabei peinlich genau darauf achten nur ja keine Geräusche zu erzeugen. Wer soll da nicht wehmütig werden?

Das leibliche Wohl ist eine der wichtigsten Dinge für Chinesen. Man nutzt jede Gelegenheit in möglichst großer Runde gemeinsam essen zu gehen. Sicher gibt es auch teure Restaurants, aber im Allgemeinen ist essen gehen sehr, sehr günstig ”“ auch für Chinesen ”“ und macht oft kaum einen Unterschied zur selbständigen Zubereitung. Für Ausländer wie mich war es völlig normal für jede Mahlzeit in ein Restaurant zu gehen. Straßenverkäufer bereiten innerhalb von Sekunden! die leckersten Snacks zu, an denen man sich für ein paar dutzend Cent sattessen kann.  Wenn ich eins vermisse, dann sind es die chinesischen Küchen.

Das Streben nach Bildung

In meiner Zeit als Englischlehrer habe ich einen Einblick in die Schulen Chinas erhalten können und war immer wieder erstaunt. Die neue Generation Chinas ist meiner Meinung nach vor allem viererlei: materialistisch, (vor allem sexuell) unreif, jedoch hoch motiviert und vor allem top ausgebildet. Bei dem unglaublichen Lernpensum, das ein chinesischer Schüler zu bewältigen hat bleibt kaum Zeit für die Entfaltung einer Persönlichkeit. Aber auch daran ”“ wie an allen gesellschaftlichen Baustellen ”“ wird gearbeitet. Derweil haben chinesische Schüler uns bald auch in Geisteswissenschaften überholt ”“ in Mathe haben sie das schon lange.

Während hierzulande der Werte- und Bildungszerfall weiter vor sich hin gärt, weiß jeder chinesische Schüler bestens über die eigene Kultur, Geschichte und Sprache Bescheid. Geographische und politische Kenntnisse im In- und Ausland sind keine Frage der Schicht, sondern vielmehr natürliches Produkt eines gemeinsamen Wetteiferns um Fortschritt und das sich daraus ergebene Interesse an der Welt und ihren Zusammenhängen. Ein entscheidender Faktor für Bildung, den ich besonders in Nordamerika immer vermisst habe. Es geht sogar soweit, dass neulich ein angesehener Pekinger Bildungsforscher vorschlug in China die Lehre von Latein und Altgriechisch einzuführen ”“ wenn man den Westen überholen wolle, müsse man ihn auch verstehen. Wenn das kein beneidenswerter Eifer ist…

Hilfsbereitschaft & Offenheit

Besonders als Tourist in nicht allzu frequentierten Reisezielen bekommt man sie immer wieder zu spüren: Die Hilfsbereitschaft und Kontaktfreude der Chinesen, die die unsere um ein vielfaches übersteigt. Als Ausländer wird man oft geradezu hofiert, was aber nie falsch oder unterordnend, sondern, soweit ich es beurteilen kann, immer aus tiefstem Herzen nett gemeint ist. Ohne Umschweife hilft man mir im Zug einen Platz zu finden, fragt mich, wohin es gehen soll, woher ich komme und ob ich etwas vom selbstverständlich mitgebrachten Essen abhaben möchte. Ich verneine höflich ein- oder zweimal bevor ich dann doch ein paar getrocknete Sonnenblumenkerne nehme, die es in Fließbandgeschwindigkeit mit den Zähnen aufzuknacken gilt.

Auch sonst ist man sich für die praktischen Dinge im Leben noch nicht zu schade. Man redet lautstark quer durch den Waggon, man teilt Essen, schläft auch mal mit dem Kopf auf dem Tisch ”“ warum auch nicht? Wer in einem ICE von Hamburg nach Berlin nach 5 Minuten seine nach Frikadellen riechende Tupper-Dose rausholt, der anonymen Person gegenüber anbietet und dann vielleicht noch spontan ein Volkslied anstimmt mit der Hoffnung der halbe Waggon fände Spaß daran, der lebt wohl im falschen Land. Ich habe oft das Gefühl, dass hier allein das Mitbringen von mehr als dem obligatorischem Starbucks-Kaffee und sofortiges Rumfuchteln mit dem neusten iPhone schon nicht vorhandenen Lifestyle bedeutet. Ist es denn wirklich so uncool mal den Sitznachbarn zu fragen, wohin es geht?

学无止境

Von der Kunst, den Tag mal mit einem Lächeln zu beginnen, können wir aus dem Reich der Mitte noch vieles mitnehmen.

Die Probleme in und mit China sind mir wohl bewusst, auch Menschenrechtsverletzungen. Jedem Vorwurf von Euphemismus möchte ich entgegentreten und betonen, dass es hier darum geht, was wir von China lernen können.

Kritisiert wird schon oft genug ”“ auch zu Recht. Dennoch glaube ich, dass auch unsere Gesellschaft nicht vollkommen ist und manchmal einen Hauch vom Glauben daran, das perfekte System gefunden zu haben, ablegen sollte, um sich den alternativen Lebensformen anderer Gesellschaften öffnen zu können.

In puncto Wertschätzung der Gemeinschaft, Schaffens- und Bildungseifer, vor allem aber bei der Grundeinstellung, jeden Tag mit einem Lächeln zu beginnen, kann uns auch das Reich der Mitte noch als Vorbild dienen.

Die positive Kraft von Ritualen

Weißt Du was Roger Federer, einer der besten Tennisspieler aller Zeiten, vor jedem Aufschlag macht? Er prallt den Ball drei Mal auf den Boden. Immer genau in der gleichen Geschwindigkeit. Oder Tiger Woods vor jedem Golfschlag? Er geht zum Ball, stellt sich immer im gleichen Abstand davor, wackelt zwei Mal kurz und schlägt den Ball. Und dafür braucht er immer 10 Sekunden. Beide Sportler vollbringen seit Jahren unglaubliche Leistungen und haben fast alle Rekorde gebrochen. Was macht sie so stark?

Sicherlich gibt es viele Aspekte. Ich möchte heute aber vor allem auf die automatisierten Rituale hinaus. Egal in welcher Situation, Federer und Woods haben es sich zur Gewohnheit gemacht, immer die gleiche Routine zu durchlaufen. Das gibt ihnen die nötige Sicherheit, zum richtigen Zeitpunkt eine Spitzenleistung abzurufen.

Rituale schaffen

Eine Präsentation beim Chef, ein Auftritt vor einem großen Publikum oder eine Klausur. Es gibt viele Situationen, in denen Du unter großen Druck stehst und auf den Punkt Topleistungen bringen musst. Aber was für außergewöhnliche Sportler gilt, gilt auch für Dich: Ein antrainiertes Ritual hilft Dir, das Beste aus Dir herauszuholen, wenn Du es benötigst.

Schon jetzt hast Du viele Gewohnheiten, ohne dass Du es merkst. Zähneputzen, duschen oder frühstücken. In über 90 Prozent der Fälle wirst Du diese Dinge immer auf die genau gleiche Weise tun. Du kannst eine solche Gewohnheit zu einem Ritual ausbauen, indem Du sie bewusst immer wieder vor einer bestimmten Situation ausführst. Du verknüpfst dann ein positives Erfolgsritual, das Dich innerlich aufbaut, mit einer Stresssituation.

Vor meinen Examensklausuren habe ich immer zwei bestimmte Lieder auf meinem MP3-Player gehört. Das hat mich motiviert und mir geholfen, auf den Punkt meine beste Leistung zu bringen. Dadurch dass ich diese Lieder auch schon vorher immer wieder gespielt habe, konnte ich trotz der Stresssituation ein positives Gefühl auslösen. Und nur mit dieser positiven Grundeinstellung sind wirkliche Spitzenleistungen möglich! Lies dazu noch mal Der Wechsel in den optimalen Leistungszustand

Wenn Du Dir ein eigenes Erfolgsritual schaffen willst, musst Du es vorher sorgfältig einüben. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass Du es immer präzise wiederholst. Die Anzahl der Wiederholungen ist gar nicht so wichtig. Es heißt zwar „Übung macht den Meister“, das ist aber nur bedingt richtig. Denn nur perfekte Übung macht den Meister! Achte also darauf, dass Dein Ritual immer gleich ist.

Ideen für Rituale finden

In dem obigen Beispiel hast Du meine Variante eines Rituals kennen gelernt. Auch die Rituale von Roger Federer und Tiger Woods sind Dir jetzt bekannt. Wenn Du Dein eigenes Ritual suchst, solltest Du es vor jeder wichtigen Situation einsetzen können. Es darf also nicht zu lange dauern und sollte möglichst wenig Equipment voraussetzen.

Eine Möglichkeit sind Affirmationen (s. Erfolgreich Denken), die Du laut oder in Gedanken sagst bevor es richtig losgeht. Du könntest auch ein Zitat lesen oder Deine Fäuste ballen, um Dich richtig aufzupumpen. Vielleicht willst Du aber einfach nur meditieren, um zur Ruhe zu kommen.

Das wichtigste ist, dass das Ritual Dir die Sicherheit gibt, kurze Zeit später eine Spitzenleistung bringen zu können. Das musst Du innerlich wissen und davon zu 100 Prozent überzeugt sein. Denn nur dann wird Dir dieses Ritual die positive Kraft geben, die Du in der Situation benötigst.

Stresssituationen im Alltag sind denen von Spitzensportlern in einem wichtigen Spiel sehr ähnlich. Trainiere Dir deshalb für Deinen Alltag ein Ritual an, mit dem Du auf den Punkt Topleistungen bringen kannst. Vielleicht brichst Du dann in Deinem Bereich genau so viele Rekorde wie Federer und Woods!

Dolce vita ”“ was wir von Italienern lernen können

Wer einmal länger in Italien ist, wird feststellen, dass die Italiener wirklich ihr dolce vita genießen. Italiener legen viel Wert auf ihre Freizeit, ihre Familie, Freunde, Nachbarn und gutes Essen. Davon könnten wir uns als Deutsche eine Scheibe abschneiden. Zu oft sind wir verärgert, im Stress und haben keine Zeit neben der Arbeit unser Privatleben voll auszukosten.

Qualität geht über Quantität

Es ist ein Vorurteil, dass Italiener faul sind und nicht arbeiten. Sieht man einmal von der Mafia ab, findet man vor allem im Norden erstklassige Unternehmen, die in der ganzen Welt Erfolg haben. Diese reichen von Autoherstellern wie Ferrari und Lamborghini, über Modefirmen wie Armani und Gucci bis hin zu Lebensmittelherstellern wie Barilla. Auch viele regionale, kleinere Unternehmen exportieren überall hin, vor allem kulinarische Köstlichkeiten wie Prosciutto, Parmigiano Reggiano oder Wein. Eine Sache fällt hierbei besonders auf: Fast alle Unternehmen in Italien legen großen Wert auf hohe Qualität und verlangen dementsprechende Preise.

Das spiegelt die Mentalität der Italiener wider. Sie wissen das Schöne und Gute zu schätzen. Ein Italiener würde lieber nichts essen als etwas von schlechter Qualität. Und ein Italiener ist auch bereit ”“ im Gegensatz zu den meisten Deutschen ”“ für Qualität Geld auszugeben. Die meisten Italiener haben nicht viel Geld, aber sie kaufen lieber wenig, aber dafür qualitativ Hochwertiges. Sie schaffen es dann, sich daran richtig zu erfreuen. Und das ist Teil des dolce vita. Ein Essen schlingen sie nicht runter wie manch Deutscher, sondern zelebrieren es, am Besten zusammen mit vielen Freunden.

Pausen bringen die Motivation zurück

Etwas, das ich gelernt habe als ich in der wunderschönen Emilia-Romagna gelebt und studiert habe, war, dass wenn ich mir die Zeit neben all dem Stress für ein schönes Abendessen nehme und drei, vier Stunden mit guten Freunden verbringe, ich am nächsten Tag auch wieder motivierter bin weiter zu arbeiten. Die Pausen tun gut und sind wichtig. Italiener schaffen es viel besser als Deutsche, Kaffeepausen in die Arbeit zu integrieren oder auch abends abzuschalten und nicht ständig an Probleme aus dem Büro zu denken. Darauf bin ich sehr neidisch, denn das fällt mir auch nach zwei Jahren Italien noch schwer.

Arbeit ist nur ein Teil des Lebens und sollte nicht die Laune und damit das Privatleben zerstören. Ziel sollte zwar sein, möglichst schnell möglichst weit voranzukommen, aber das Wichtige ist, dass man dabei auch glücklich ist. Italiener sind in der Regel etwas langsamer, aber machen dafür einen viel lebensfroheren Eindruck als Deutsche. Sie erfreuen sich an ihrem Leben. Und das ist es doch, worauf es letztendlich ankommt.

Leidenschaft macht offen und herzlich

Eine der ersten Charaktereigenschaften, die mit Italienern assoziiert wird, ist Leidenschaft. Und das stimmt: Egal, was Italiener machen, sie sind mit vollem Herz dabei. Ob sie sich streiten, diskutieren oder freuen; sie sind nie passiv, sondern immer bei der Sache. Das ist sehr beeindruckend zu erleben und vermittelt sofort eine Offenheit und Herzlichkeit, die ich von Freunden, Nachbarn, Professoren, aber auch Unbekannten zu spüren bekam. Ob mir mein Nachbar eine Flasche Wein geschenkt hat, weil ich eine Prüfung so gut bestanden habe oder eine mir Unbekannte ihren einzigen Eiskratzer schenkt als sie sieht, dass ich vergeblich versuche, mein Auto mit meinem Mantelärmel freizubekommen, Italiener schauen nicht weg, sondern sind immer herzlich, offen und hilfsbereit. Ich habe es mir seitdem zur Angewohnheit gemacht, genauso hilfsbereit zu sein und konnte feststellen, dass dieser Charakterzug mir schon einige schöne Momente beschert hat.

Großzügigkeit führt zum dolce vita

Eine weitere Eigenschaft hilft, das dolce vita voll auszukosten: Italiener sind nicht so kleinlich wie Deutsche. Sie legen nicht darauf Wert, den letzten Cent wieder zu haben und ersparen sich dadurch viel Ärger. Im Restaurant zum Beispiel würde es niemals vorkommen, dass es getrennte Rechnungen gibt. Sie wird einfach durch die Anzahl der Leute geteilt, jeder zahlt seinen Teil und es ist egal, wenn einer etwas Teureres gegessen hat als der andere. Nächstes Mal wird es sich sowieso wieder umdrehen. Es ändert sich schließlich nichts, wenn man einen Euro mehr zahlt als man eigentlich sollte, aber egoistisch und geizig zu sein, führt nicht zum dolce vita.

Ein gutes Netzwerk hilft in allen Lebenslagen

Im Allgemeinen haben Italiener den Deutschen in der Kommunikation etwas voraus. Sie sind nicht nur sehr offen und sprechen jeden an, der ihnen über den Weg läuft, sondern nutzen dies auch, um ihr Netzwerk zu erweitern. Jeder Italiener weiß, wie wichtig es ist, ein gutes Netzwerk zu haben, damit man jemanden hat, den man bei Problemen fragen oder etwas günstiger bekommen kann. Paolos Nachbar hat einen Bruder, dessen Schwiegervater wiederum einen Onkel hat, dessen Nachbar ihm kostenlos das Dach reparieren kann. Ein Italiener findet immer einen Weg durch Kontakte Vorteile zu finden.

Er weiß deshalb auch, wie wichtig es ist, diese Kontakte zu pflegen. Und dies geschieht zum Beispiel bei den bereits erwähnten Kaffeepausen, die im Übrigen sehr schnell vorbeigehen, da man dort nur einen Espresso im Stehen trinkt. Trotzdem, jede Geste und jede kleine chiacchierata ”“ das italienische Plaudern ”“ ist wichtig und dient neben der netten Unterhaltung auch dazu, das Netzwerk zu erweitern und zu vertiefen.

Glücklich sein ist das Ziel fürs Leben

Mein Vorschlag ist nicht, dass wir uns alle in Italiener verwandeln sollten, denn natürlich sind sie auch nicht perfekt. Vielmehr sollten wir uns bewusst werden, dass das Wichtigste ist, glücklich zu sein und uns Zeit für unser Privatleben zu nehmen und es doch ein paar Dinge an Italienern gibt, die wir uns zu einem gewissen Maße abgucken könnten.