Der Kampf gegen das Vergessen

Gerade Informationen, von denen wir das erste Mal hören oder lesen, sind meistens nach kurzer Zeit wieder vergessen. Das liegt vor allem daran, dass dieses Wissen es nicht über unser Kurzzeitgedächtnis hinaus geschafft. Das Kurzzeitgedächtnis arbeitet als Filter in unserem Kopf und sorgt dafür, dass wir Unwichtiges schnell wieder vergessen. Leider kann das Gehirn manchmal nicht differenzieren, so dass Lernstoff schnell mal in der Kategorie unwichtig landet und so bald komplett vergessen ist.

Wer ein schlechtes Gedächtnis hat, muss immer die Wahrheit sagen. Tennessee Williams

Die berühmte Vergessenskurve von Ebbinghaus zeigt, dass der Hauptverlust des gelernten Wissens auf den ersten und zweiten Tag und besonders auf den Zeitraum unmittelbar nach dem Lernen fällt. Nach zwei Tagen wird nur etwas mehr als 25 Prozent des Stoffes behalten. Im schlimmsten Fall hast Du alle Informationen nach 30 Tagen komplett vergessen und alles Lernen war umsonst. Das kannst Du anhand der schwarzen Linie in der Grafik nachvollziehen.

Das erfolgreichste Mittel, um dem Vergessen entgegenzuwirken, ist das Wiederholen. In bestimmten Abständen solltest Du alle Informationen im Schnelldurchlauf noch einmal anschauen. Am wichtigsten ist, dass Du das Gelernte zum ersten Mal innerhalb von 24 Stunden wiederholst. Das ist der entscheidende Schritt, um das Wissen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis zu befördern. An dieser Stelle trennen sich nämlich unwichtige Einmalerlebnisse und bedeutende Informationen voneinander. Anschließend reicht eine weitere Wiederholung nach einer Woche und eine abschließende Wiederholung nach einem Monat. Als grobe Maßregel sollte etwa ein Drittel Deiner Lernzeit aus Wiederholungen bestehen!

Die verschiedenen Lernkurven

Ein Wiederholungssystem

Ein einfaches aber sehr effektives Wiederholungssystem ist das Arbeiten mit Karteikarten. Hier bist Du gezwungen, den Lernstoff kompakt in kleine Einheiten zu unterteilen und kannst mit Bildern, Eselsbrücken und Fragen arbeiten. Sogar das Anfertigen von kleinen Mindmaps (s. Mindmapping) ist möglich. Außerdem bieten Karteikarten eine perfekte Möglichkeit, das gelernte Wissen zu wiederholen.

Folgendes System bietet sich an: Nach einem Tag überprüfst Du, wie viel Du noch von den frisch erstellten Karteikarten wiedergeben kannst ”“ das ist Deine erste wichtige Wiederholung. Wenn Du noch alles weißt, kommt die Karteikarte in Deinem Karteikartenkasten ein Fach weiter nach hinten. Hast Du noch Lücken, bleibt sie im ersten Fach und muss später oder am nächsten Tag noch einmal wiederholt werden.

Alle Karteikarten im zweiten Fach wiederholst Du nach einer Woche. Kannst Du sie richtig beantworten, gehen sie wieder ein Fach weiter nach hinten. Stellst Du Schwächen fest, kommt die jeweilige Karte (egal in welchem Fach sie war) wieder ins erste Fach. Die hinteren Fächer kannst Du dann jeden bis jeden zweiten Monat durcharbeiten. Wenn es eine Karteikarte bis ins 5. Fach „geschafft“ hat, nimmst Du sie aus dem Kasten. Diese Karte beherrscht Du in jeder Hinsicht und kannst sie als gefestigtes Wissen ansehen.

Auf diese Weise stellst Du sicher, dass Du nichts vergisst. Du hast ein Kontrollsystem, bei dem Du auch Deine Fortschritte beobachten kannst. Aber auch ohne ein solches System darfst Du das Wiederholen nie vernachlässigen. In der Schule, an der Uni oder im Job ”“ es gibt ständig neue Informationen, die wir uns unbedingt merken müssen. Wenn Du das Wissen richtig wiederholst, ist gewährleistet, dass Du den Kampf gegen das Vergessen gewinnst.

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