Gastbeitrag: Ziele setzen aus der Praxis

Gestern erreichte mich die folgende Email von Flo, einem PR Referent in einem großen Handelsunternehmen. Sie ist so gut, dass ich Flo umgehend gefragt habe, ob ich sie hier auf BeYourBest als Gastbeitrag veröffentlichen darf. Glücklicherweise hat er zugestimmt. Seine Ansichten (direkt aus der beruflichen Praxis) zum Thema Ziele setzen kannst Du hier nun exklusiv lesen.

Guten Morgen Sven-Alexander,

als fleißiger Leser Deiner Newsletter sind mir ein paar Dinge aus dem Alltagsleben eines mehr oder weniger Managers aufgefallen. Ziele setzen ist mit der wichtigste Punkt, um sich täglich auch im absoluten Chaos zurecht zu finden. Allerdings habe ich hier im Unternehmen auch schon einige erlebt, die sich Ziele gesetzt haben, die für sie völlig unerreichbar waren und die sich deshalb im Nirgendwo verloren haben – enttäuscht vom Unternehmen, enttäuscht von sich selber und meistens gefühlt unverstanden. Dabei waren Sie in ihrem Job brillant, hätten auch in der nächsten Karrierestufe sicherlich noch einen guten Job gemacht, wollten dann aber zu viel.

Man muss Ziele haben, die man zwar nicht täglich, dennoch aber auch kurz- und mittelfristig erreichen kann

Also solltest Du als Zusatz zum Thema Ziele finden und setzen den Hinweis einfügen, wie man Ziele richtig setzt. Sicherlich: Man braucht ein Luftschloss wie eine Megayacht im Mittelmeer oder so, dass man sich vorstellt, wenn man abends um 22 Uhr am Schreibtisch sitzt und sich überlegt, wofür man den Kram eigentlich macht. Allerdings muss man Ziele haben, die man zwar nicht täglich, dennoch aber auch kurz- und mittelfristig erreichen kann (wie Du es auch beschreibst). Gehaltserhöhungen, Wohnung renovieren, eine weitere Stelle im Bereich schaffen etc. Solche Dinge eben.

Feedback-Gespräche

Das heißt, man muss sich sehr, sehr kritisch mit sich selbst beschäftigen können: Stärken ausloten, Schwächen erkennen und wenn es geht, beseitigen. Manchmal reicht eine erkannte Schwäche schon aus, um sie in entsprechender Situation zu umschiffen. Allerdings können das nur sehr wenige Menschen, weswegen ich hier fast vorschlagen würde, mit jemandem zu sprechen, der einen gut kennt. Ein Bild von Außen hilft auch, sich selber anders zu erkennen.

Einfache Feedbackgespräche sollten nach speziellen Kriterien aufgebaut sein. Dabei hilft eine Guideline mit den drei Punkten: Hintergrund, Ziele und Maßnahmen.

  • Hintergrund: Wer bin ich, wo stehe ich, was kann ich.
  • Ziele: Was will ich?
  • Maßnahmen: Was tue ich konkret, um diese Ziele zu erreichen.

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Ziele setzen heißt in dem Fall auch Enttäuschungen verhindern. Sicherlich, kleine und mittlere Enttäuschungen gehören zum Alltag, aber ein hoch gestecktes Ziel, das komplett platzt, zerstört Visionen, Träume und vor allen Dingen die Motivation. Solche Mitarbeiter erkennt man morgens meistens am leicht schlurfigen Gang mit Kaffeetasse in der Hand zum Schreibtisch. Die Motivation ist hier schon morgens gleich null. Nach dem Mittagessen hat jeder menschliche Körper einen Tiefpunkt, dass ist normal, aber morgens sollte die Motivation nach kurzem Anlauf eigentlich am höchsten sein.

Also muss ein Ziel entweder etwas so völlig unerreichbares sein, dass man es seinen Lebtag vor Augen halten kann, oder man sollte seine Ziele in Lebensabschnitte packen. Ein Raster hilft da. Privat und Beruf auf der einen Achse, eine zeitliche Einteilung auf der anderen Achse.

Soviel aus der Praxis.

Im übrigen können durch kurzfristige Änderungen, plötzliche Chancen und Umstrukturierungen Ziele auch plötzlich viel früher erreicht werden. Auch hier ist es wichtig, sich im Vorfeld klar zu sein, wie es dann weitergeht, denn ansonsten ruht man sich auf Lorbeeren aus und feiert sich nur selber. Und so schnell wie Erfolg kommt, kann er dann auch wieder gehen!

Insofern meine Anregung: Ziele setzen ja, viele kleine Ziele, einige größere und vielleicht ein ganz großes. Aber in gesundem Maße.

Viele Grüße,
Flo

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